Apple will sich mit einer breit angelegten Software-Initiative aus der Abhängigkeit von Microsoft befreien. Apple-Chef Steve Jobs (Bild) stellte am Dienstag in San Francisco einen Webbrowser vor, der direkt mit dem Internet Explorer Microsoft konkurriert.

Außerdem bringt Apple das Präsentationsprogramm "Keynote" auf den Markt, das mit Microsofts "PowerPoint" im Wettbewerb steht. Schließlich bündelt Apple seine Programme, mit denen man Musik, Fotos und Videos bearbeiten und archivieren sowie DVD erstellen kann, in dem Software- Paket "iLife". "Was Microsoft mit seiner Office-Suite im Bereich der Arbeitsproduktivität erreicht hat, werden wir bei den digitalen Lifestyle-Programmen schaffen", sagte Jobs zur Eröffnung der Macworld Expo 2003.

Bei den Computer-Betriebssystemen sind Apple (Mac OS) und Microsoft (Windows) Konkurrenten. Der weltgrößte Softwarekonzern unterhält aber auch eine eigene "Mac Business Unit" in Kalifornien, die Software für das Apple-System entwickelt und profitabel vermarktet. In der wechselhaften Beziehung zwischen den beiden Firmen hatte Microsoft zeitweise damit gedroht, die Entwicklung von Programmen (Office, Internet Explorer) für das Mac OS einzustellen, wenn Apple in bestimmten Punkten Microsoft nicht entgegen kommt.

Beim Webbrowser "Safari" greift Apple jetzt auf Entwicklungen aus der Szene rund um das freie Betriebssystem Linux zurück. Der Kern von "Safari" beruht auf dem Linux-Webbrowser "Konqueror", der in den vergangenen Monaten auch mit Hilfe von Apple-Ingenieuren als offene Software ("Open Source") weiter entwickelt wurde.

Marktexperte Michael Gartenberg von Jupiter Research sagte nach der Rede von Jobs, der Vorstoß zeige, wie ernsthaft Apple sich aus der Abhängigkeit befreien wolle, dass Microsoft wichtige Programme für den Mac entwickle. "Allerdings bringen diese Apple-Produkte den Mac in eine prekäre Situation", insbesondere wenn Microsoft diese Programme zum Anlass nehme, die Entwicklung der eigenen Programme zu verlangsamen.

"Wenn die neuen Produkte in Sachen Kompatibilität scheitern, dann hat Apple sich selbst dem Risiko ausgesetzt, eine wertvolle Unterstützung der eigenen Plattform durch Microsoft zu verlieren, ohne den Verlust durch eigene Software ausgleichen zu können", meinte Gartenberg. Aus seiner Sicht müsse Apple jedoch diesen riskanten Versuch unternehmen.

Mit zwei neuen Notebooks setzt sich Apple nach den Worten von Jobs erneut weltweit an die Spitze bei der Entwicklung tragbarer Rechner. Zwei Jahre nach der Einführung der Apple PowerBooks aus Titan bringt das kalifornische Unternehmen nun ein Notebook mit einem großen 17- Zoll-Bildschirm aus gehärtetem Flugzeug-Aluminium auf den Markt. Gleichzeitig bietet Apple auch eine extrem kompakte Version des PowerBooks mit einem 12-Zoll-Bildschirm an, das nach Ansicht von Experten sehr gute Marktchancen hat.

Apple kündigte gleichzeitig ein verstärktes Engagement im Bereich der Video-Software an. Neben dem Einsteiger-Programm "iMovie", das kostenlos mit neuen Apple-Rechnern abgegeben wird, und dem Profi- Programm "Final Cut Pro" wird die Firma künftig "Final Cut Express" für den ambitionierten Video-Amateur anbieten. Apple konkurriert in diesem Bereich mit dem Unternehmen Pinnacle Systems.

Im Vorfeld der Messe hatte das Investmenthaus Merrill Lynch seine skeptische Haltung gegenüber Apple bekräftigt und zum Verkauf der Aktien geraten. "Obwohl Apple großartige Produkte anbietet, fällt in unseren Augen die Produkt-Pipeline etwas zu dünn aus, und wir erwarten einen weiteren Verlust der Marktanteile", schrieb Merrill Lynch Analyst Michael Hillmeyer. (APA/dpa)