Foto: Filmladen
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Die verwitwete Lilia (Hiam Abbas) führt in Tunis ein von Traditionen geprägtes, zurückgezogenes Leben. Ihre täglichen Hausarbeitsroutinen werden nur vom Konsum von TV-Melodramen unterbrochen oder von einem verhaltenen kleinen Tanz, allein vor dem Spiegel, zu dem sie sich hinreißen lässt - eine kurze Szene, die bereits zu Beginn das Hauptmotiv von Satin rouge / Roter Satin vorwegnimmt und andeutet, dass Lilias Festhalten an den tradierten Verhaltensregeln für Frauen bald ins Wanken geraten wird.

Zunächst ist sie allerdings noch damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass ihre jugendliche Tochter Salma (Hend El Fahem) selbige befolgt: Eines Nachts, als Salma nicht nach Hause kommt, gerät Lilia auf der Suche nach ihr in einen Nachtklub. Dort setzt, mit einer Mischung aus Neugier und Ablehnung, schließlich Lilias allmähliche Verwandlung ein.

Satin rouge, das Spielfilmdebüt der tunesischen Regisseurin Raja Amari, erzählt in ruhigen, beobachtenden Bildfolgen wie sich Lilia zögernd - und heimlich - neue Freiräume erobert, nachts ihrer neuen Beschäftigung als professionelle Tänzerin nachgeht, tagsüber Einkaufstouren ins Zentrum unternimmt oder sich im Taxi durch die Stadt fahren lässt.

Gleichzeitig beschreibt der Film die langsame Entspannung des Verhältnisses von Mutter und Tochter. Dass er dafür zusätzlich noch eine amouröse Dreiecksgeschichte entwirft, wirkt allerdings eher irritierend. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2003)