Das Wiener Mädel, der morbide Charme der Hauptstadt oder schneidige k. u. k. Offiziere machen nur einen Teil jener internationalen, filmischen "Österreich-Bilder" aus, die das Filmarchiv Austria derzeit vorstellt.

Wien – Filmbilder prägen Ansichten über Land und Leute: Wenn beispielsweise US-Touristen in österreichischen Souvenirshops Spieldosen mit der österreichischen Nationalhymne "Edelweiß" ordern, dann ist dieses – durchaus lukrative – Missverständnis einer musikalischen Erfolgsfamiliensaga geschuldet, die Regisseur Robert Wise 1964 verfilmte:

The Sound of Music, in dem es Julie Andrews in den sangesfreudigen Haushalt der Salzburger Trapp-Familie und mit dieser gemeinsam schließlich ins Exil verschlägt, gehört auch fast vierzig Jahre nach seiner Premiere noch zu den vor allem außerhalb der Landesgrenzen prominentesten Imageträgern der Nation. Die bunte, touristisch ergiebige Postkartenvariante ist allerdings nur eine von vielen Formen der "Österreich-Bilder im internationalen Kino".

Vielfältige andere Österreich-Bilder zwischen Imagination und Realismus stehen noch bis 8. Jänner auf dem Programm des Filmarchiv Austria. Die in Koproduktion mit dem Institut Pitanga zusammengestellte Schau mit dem Titel Projiziertes Land umfasst mehr als dreißig Spielfilme: Der älteste, der italienische Stummfilm Maciste Alpino, datiert aus dem Jahr 1916, der jüngste, die ungarische Produktion Jadvigas Kopfkissen von Krisztina Deák aus 2000.

Eine Art Subgenre der Reihe sind die "Wien-Filme": Neben bekannteren Arbeiten wie Liliana Cavanis Nachtportier (1973) mit Dirk Bogarde und Charlotte Rampling oder Michael Winners Agententhriller Scorpio (1973), in dem die U-Bahn-Baustelle Karlsplatz zum Schauplatz einer wilden Verfolgungsjagd wird, kann man Raritäten wie Alfred Hitchcocks Waltzes from Vienna aus dem Jahr 1933 sehen, oder in Nicholas Roegs Black Out – Anatomie einer Leidenschaft (1979) Exkursionen ins ausschweifende Nachtleben unternehmen.
(DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.12.2002)