Es muss nicht unbedingt der Krebs selbst tödlich sein (im Bild eine Krebszelle). Zahlreiche Patienten sterben an den Folgen einer Thrombose.

Foto: Boehringer Ingelheim Austria/Lennart Nilsson

Philadelphia/Wien - Eine potenziell lebensgefährliche Komplikation, die man vermeiden könnte: Jeder siebente Krebspatient stirbt an den Folgen einer Thrombose. Bei der der 44. Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) vor einigen Tagen in Philadelphia in den USA wurden Studien präsentiert, die für die Langzeit-Anwendung von niedermolekularem Heparin bei Patienten mit bösartigen Erkrankungen sprechen. Damit ließen sich rund 50 Prozent akuter venöser Thrombosen (VTE) im Vergleich zur Verwendung oraler Anti-Gerinnsel-Medikamente verhindern, hieß es am Freitag in einer Aussendung des Pharmakonzerns Pharmacia.

"Die akute venöse Thromboembolie ist eine potenziell sehr ernste Komplikation von Krebserkrankungen", erläutert Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH. "Etwa ein Fünftel aller Fälle von VTE treten bei onkologischen Patienten auf. Einer von sieben hospitalisierten Krebspatienten stirbt an Ereignissen in Folge von Thrombenbildung - nicht am Karzinom selbst", fügte er hinzu.

Weltweite Studie

Eine beim ASH präsentierte weltweit an verschiedenen Zentren durchgeführte Studie mit der Kurzbezeichnung CLOT schloss 772 Patienten mit akuter symptomatischer tiefer Beinvenenthrombose und/oder einer Lungenembolie ein. Eine Gruppe erhielt zunächst fünf bis sieben Tage jeweils 200 IE niedermolekulares Heparin pro Kilogramm Körpergewicht injiziert, danach aber sechs Monate lang das orale Antikoagulans Warfarin. Die andere Gruppe erhielt über den gesamten Zeitraum von sechs Monaten das niedermolekulare Heparin.

Das Ergebnis: In der Gruppe der Patienten, welche das oral einnehmbare Medikament bekommen hatten, kam es bei 17,4 Prozent zu wiederkehrenden Thrombosen bzw. Embolien. In der Gruppe der Patienten, die das niedermolekulare Heparin injizierten, gab es nur bei 8,8 Prozent solche Komplikationen.

"Dieses niedermolekulare Heparin zeigte sich in dieser Studie in Bezug auf die Reduktion wiederkehrender venöser Thromboembolien überlegen", kommentierte Zielinski die Resultate. Noch ein Vorteil: Bei der Verwendung oraler Thrombosehemmer muss auch häufig Blut abgenommen werden, um die Blutgerinnung zu überprüfen.

Vorbeugung erhöht Überlebenschancen

Eine weitere, ebenfalls bei der Jahrestagung der ASH vorgestellte Studie mit der Bezeichnung "FAMOUS" untersuchte erstmals überhaupt den Einfluss eines niedermolekularen Heparins auf die Überlebensrate von onkologischen Patienten in fortgeschrittenem, meist metastasiertem Tumorstadium ohne Anzeichen einer VTE. 382 Studienteilnehmer erhielten entweder 1 Mal täglich Dalteparin-Natrium oder ein Scheinmedikament.

Eine Analyse der Daten jener Teilnehmer, die mehr als 17 Monate nach Beginn der Studie überlebt hatten, ergab für die Gruppe der Patienten, welche die Injektionen bekommen hatten, eine Zwei-Jahres-Überlebensrate von 77 Prozent und eine Drei-Jahre-Überlebensrate von 59 Prozent im Vergleich zu 56 Prozent (zwei Jahre) bzw. 37 Prozent (drei Jahre) mit dem Scheinmedikament. Das deutet darauf hin, dass die Vorbeugung gegen Thrombosen auch die Überlebenschancen der Betroffenen erhöht. (APA)