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"Für uns stehen Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten in ihrer Persönlichkeit im Vordergrund - der Mensch ist das Ziel. Das Ziel unserer Arbeit, das Ziel unserer Kommunikation und das Ziel unserer Ergebnisse", verlautbart Christian Pöttler, Geschäftsführer von echo media als Mission Statement auf der Unternehmenshomepage. echo media besteht aus dem innovativen Gratiszeitungshersteller VWZ Verlag, dem auf Kundenzeitschriften und -publikationen spezialisierten Echo Verlag, der E-Business-Tochter Echonet sowie "Echokom", der "Agentur für ganzheitliches Denken".

Vor fünf Jahren hat sich das, was heute als hochmoderne und profitable Gruppe dasteht, aus einem publizistischen Schattendasein herauszumausern begonnen. Die Zahl der Publikationen hält derzeit bei 30 verschiedenen Titeln, von "Amadeus", der auflagenstärksten Kulturzeitschrift des Landes, bis hin zur traditionsreichen Zeitschrift "Zukunft", und wächst weiter.

Wir-Gefühl

In fünf Jahren Qualitäts-, Diversifikations- und Expansionsoffensive ist die Zahl der Mitarbeiter von 40 auf 145 gestiegen. - Und alle, ja, auch die Raumpflegerinnen Roza und Jovanka, sind im Internetauftritt des Unternehmens unter der Rubrik "Menschen" mit überaus lebensfrohen Fotos präsent. - Was übrigens mehr als eine nette Geste ist.

"Das Wir-Gefühl ist fast familiär, alle duzen einander, die Hierarchien wurden auf ein Minimum reduziert, wöchentliche Mitarbeitergespräche motivieren", skizziert Pöttler. Zur hohen Leistungsbereitschaft und -fähigkeit habe es gegolten, entsprechende Leistungsmöglichkeiten zu schaffen. Wobei sich der Chef des Medienhauses im Klaren darüber ist, dass es nicht nur Top-Performer gibt.

Weil der ehemalige Journalist auch um die Bedeutung langfristig aufgebauter Kundenbeziehungen Bescheid weiß, suchte er Wege, den Angestellten in Schlüsselpositionen Karriereperspektiven zu schaffen: "In einem Jahr haben wir alle neu entstandenen Positionen mit hausinternen Mitarbeitern besetzt. Zusätzlich wurde pro Jahr rund eine Mio. S. (72.672,83 €) in die neu implementierte Personalentwicklung investiert", erläutert Pöttler. - Fazit: Im Topmanagement beträgt die Fluktuation null, in der zweiten Ebene ist sie marginal.

Im Zuge des Veränderungsprozesses stieß der gebürtige Steirer auf Dietmar Painhaupt, Business Unit Manager beim Consultingunternehmen Mercuri Urval in Wien, der zum Dauerbegleiter und externen Berater des Wachstumsprozesses wurde.

Und das, obwohl am Beginn der Partnerschaft mit Mercuri Urval, die zum Ziel hatte, die individuelle Führungsverantwortung der 14 Topmanager zu präzisieren und gemeinsam eine Führungskultur zu entwickeln, schmerzliche Selbstbildkorrekturen standen: In einem eintägigen Test wurden die Kompetenzen und Fähigkeiten der Führungskräfte erbarmungslos geprüft. Dem Check folgte ein eingehendes Analyse- und Reflexionsgespräch.

Pöttler: "Ich habe mich oberflächlicher eingeschätzt, als ich bin. Schwächen haben sich aber im formalisierten Bereich aufgetan. Ich erkannte, dass auch Routineabläufe zum Managerleben gehören."

Die verschiedenen Manager-Profile ergeben ein Gesamtpuzzle, das sowohl Defizite wie Assets der jeweils betreuten Unternehmen aufzeigt.

Im Fall des Medienhauses diagnostizierten die Consultants ein zunfttypisches Manko in Sachen interner Kommunikation, die Onlinetöchter tendierten zu übermäßiger Technikbegeisterung und die Spartenorganisation verstellte den Blick auf interne Synergiepotenziale zur ganzheitlichen Kundenbetreuung. Michael Larsen, Geschäftsführer von Mercuri Urval Österreich: "Die wichtigste Aufgabe eines Managers ist es, die richtigen Leute in die richtigen Positionen zu bringen. Nach dem eintägigen Test ist klar, wer zum Unternehmen passt und die benötigten Fähigkeiten mitbringt."

Während viele Strategien in ein Buch geschrieben werden, wo sie dann Staub ansetzen, "sind wir ein Consultingunternehmen, das sich damit beschäftigt, die Strategie eines Unternehmens zu verstehen und dann synchron mit dessen Managern umzusetzen. Wenn die Chemie zwischen Kunden und Beratern stimmt, haben wir Einfluss auf die Effizienz des Unternehmens", erklärt Larsen.

Während sonstige Medien heuer massenweise Personal abbauten, gründete das Echo-Medienhaus zwei neue Zeitschriften, die Belegschaft wurde um weitere zehn Personen aufgestockt. Der Inseratenumsatz stieg in den vergangenen drei Jahren um 20 Prozent. "Nicht so die Erträge, denn Riesengewinne sind in der Medienbranche mit ihren nicht eben sagenhaften Margen nicht drinnen", räumt Pöttler ein.

Nach Stufe eins, in der nur das Topmanagement assessed wurde, sollen zwei weitere, alle Mitarbeiter betreffende Beratungsstufen folgen, in denen die Geführten ihre Chefs beurteilen und evaluiert werden soll, wie weit die Umsetzung der Firmenkultur gediehen ist. (Johanna Zugmann/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.12.2002)