Karikatur: DER STANDARD/Oliver Schopf

Immerhin drei Viertel der Österreicher bezeichnen Weiterbildung als grundsätzlich wichtig. Doch nur eine Minderheit setzt den guten Vorsatz in die Tat um: 14 Prozent nehmen an Kursen und Lehrgängen teil (zwölf Prozent besuchen Fachvorträge), wobei die Bereitschaft zur Weiterbildung im Arbeitermilieu noch geringer ist und mit der Höhe des eigenen Qualifikationsniveaus steigt. Das ist die ernüchternde Bilanz einer aktuellen Imas-Studie, für die Experten mehrere Erklärungen parat haben: Der selbst organisierte Besuch von Weiterbildungsseminaren ist für viele Österreicher zu aufwändig und außerhalb der Arbeitszeit kaum zu bewerkstelligen. Zahlreiche Kurse dürften außerdem zu teuer sein und würden das Budget des Einzelnen sprengen.

Einen kleinen Beitrag zur Problemlösung versuchen Bildungsinstitutionen mit Schecks und Gutscheinen zu leisten. Einige davon könnte man Verwandten und Freunden, aber auch "nur" sich selbst unter den Christbaum legen, wo sonst laut Verkaufstrendanalysen hauptsächlich digitale Unterhaltungselektronik, Wintergewand oder Silberschmuck liegen werden. Das Wifi Wien zum Beispiel bietet Bildungsschecks im Wert von zehn, 70 und 100 Euro an. Sie sind bis zu drei Jahre nach dem Ausstellungsdatum gültig und übertragbar.

Man muss sie allerdings schon kaufen, ganz im Gegensatz zu den Bildungsgutscheinen der Wiener Arbeiterkammer, die jeder Arbeitnehmer in der Bundeshauptstadt anfordern und in Anspruch nehmen kann. Sie gelten für EDV- und Kommunikationskurse der Volkshochschulen und des Berufsförderungsinstituts und ab dem Frühjahr 2003 auch im Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeitszentrum (ÖPWZ) und beim Wiener EDV-Anbieter SPC. Ihr Wert: 100 Euro. Laut Auskunft der Arbeiterkammer stiegen im zu Ende gehenden ersten Jahr der Aktion die Erstanmeldungen zu Fortbildungsangeboten um 60 Prozent. Einziger Nachteil für Christkinder und Weihnachtsmänner, die nach einem sinnvollen Geschenk suchen: Der Scheck ist nicht übertragbar, man kann ihn als AK-Mitglied also nur selbst in Anspruch nehmen.

Geld zurück

Die Wiener Volkshochschulen dagegen bieten Gutscheine an, die man weitergeben kann. In drei verschiedenen Preisklassen, zu zehn, 50 und 100 Euro. Dafür kann man sich dann in Kurse von A wie Albanisch bis Z wie Zeitmanagement einschreiben. Eine andere Art von Bildungsgeschenk vergibt schließlich der Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (Waff) an Arbeitnehmer, Arbeitslose, KarenzurlauberInnen, Präsenz-und Zivildiener sowie Lehrlinge und Sozialhilfeempfänger: Wer sich weiterbildet, kann bis zu drei Monate nach absolviertem Kurs sein Geld zurückerhalten - nach einer entsprechenden Prüfung, ob ein Anspruch besteht.

Im hochpreisigen Weiterbildungsbereich zeigt man sich von der Geschenkidee "Weiterbildungsscheck" doch eher überrascht. Beim renommierten Seminaranbieter Hernstein etwa kostet der sechseinhalbtägige Kurs "Marketing-Konzeption" immerhin 3250 Euro (nächster Termin: 10. März 2003), da müsste der Schenkende ja wirklich tief in die Tasche greifen, um einen Anreiz zu bieten. "Aber grundsätzlich", heißt es auch hier auf Anfrage des STANDARD, "ist es schon möglich, dass wir einen Geschenkgutschein ausstellen." (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15. Dezember 2002)