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Verlierer: Die internationalen Aktienmärkte

2002 war das Jahr des Bären. Der Jahresbeginn verlief an den Börsen nach dem 11. September zwar besser als erwartet, ab dem Frühjahr kam es aber schlimm und schlimmer. Vor allem die Börsenschwergewichte erwischte es immer stärker. Überraschend, dass nicht die Wall Street, sondern Deutschland der Verlierer des Jahres ist. Hatte man bei den utopisch bewerteten Technologieaktien einen Absturz noch verstanden, war es der dramatische Sinkflug von sogenannten Volks-Aktien wie Deutsche Telekom oder Allianz, die im Herbst tiefen Pessimismus auslösten.

foto: apa/berg

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Verlierer: Wim Duisenberg

Die Euro-Umstellung ging weitgehend reibungslos über die Bühne, doch danach musste sich der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, monatelang dasselbe Klagelied von Politikern und Medien anhören. Die Leitzinsen seien zu hoch, eine Zinssenkung sei überfällig um die lahmende Konjunktur in Schwung zu bringen. Duisenberg blieb – mit dem Hinweis auf die Inflationsgefahr – hart . Erst im Dezember hatte der Notenbanker ein Einsehen und senkte die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent.

Foto: APA/Archiv

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Gewinner: Mike O'Leary

2002 war zweifellos das Jahr der Billigairlines. Die erfolgreichste Billigairline war Ryanair, und hier heißt der Chef Mike O’Leary. Er schaffte es im letzten Geschäftsjahr einen Gewinnzuwachs von 70 Prozent auf 150 Millionen Euro bei rund acht Millionen Passagieren zu erwirtschaften. Mit Stützpunkten in solch exotischen Ortschaften wie Hahn, Esbjerg oder Knock setzte er den etablierten Fluglinien ziemlich zu. Sein Geheimnis: Preise, die kaum noch zu unterbieten sind. Wer ein Brötchen haben will, sollte bereit sein, drei Pfund hinzulegen, und Getränke sind selbstverständlich auch nicht kostenlos. Allerdings bei Preisen die von 9,99 Euro bis 29,99 Euro reichen, sollte das einem schon wert sein.

foto: reuters

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Verlierer: US-Airlines

Während die europäischen Billigairlines 2002 stark zulegten, und die etablierten Carrier mehr schlecht als recht die Wirtschaftsflaute überlebten, flogen die US-Airlines in schwere Turbulenzen. Im Sommer erwischte es die US-Airways, bei der im August dieses Jahres ein Chapter-11-Verfahren eingeleitet wurde. Danach folgten die United Airlines, die im Dezember nach massiven Verlusten Konkurs anmelden musste. Schließlich steckt auch die weltgrößte Fluglinie American Airlines in einer Finanzkrise.

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Gewinnerin: Charly Fiorina

Die Hewlett-Packard-Vorstandschefin setzte sich im Kampf um die Übernahme des Computerherstellers Compaq gegen den Computer-Erben und HP-Anteilseigner Walter Hewlett, der bis zuletzt verbissen gegen die Fusion ankämpfte durch. Im März stimmten die Aktionäre dem Mega-Deal im Wert von 20,6 Milliarden Dollar (23,9 Milliarden Euro) zu. Der Weg für den nach IBM zweitgrößten Computerkonzern der Welt war frei.

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Verlierer: Bernie Ebbers

Der zweitgrößte US-Telekommunikationskonzern WorldCom sorgte mit Fehlbuchungen von insgesamt sieben Milliarden Dollar für den Höhepunkt einer bislang beispiellosen Serie von Finanzskandalen in den USA. Im Juli legte der Konzern unter der Führung von Bernie Ebbers mit einer Überschuldung von 30 Milliarden Dollar die größte Pleite in der US-Wirtschaftsgeschichte hin.

foto: reuters/kang

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Verlierer: Enron-Belegschaft, feminin

Enron, der größte Energiehändler der Welt, versteckte über Jahre Milliarden-Verbindlichkeiten bei Partnerfirmen. Im Dezember 2001 brach die undurchschaubare Konstruktion zusammen. Das siebtgrößte US-Unternehmen beantragt Gläubigerschutz. Im April dieses Jahres wurde Bilanz gezogen: 100 Milliarden Dollar Schulden. Im August zogen sich zehn Enron-Mitarbeiterinnen für den Playboy aus. Sie forderten ... mehr Transparenz.

foto: apa/honda

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Verlierer: Enron-Belegschaft, maskulin

Einen Monat später zogen sich fünf Enron-Kollegen für "Playgirl" aus. Wie, warum und wieso das alles so kam, ist noch immer schleierhaft.

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Verlierer: Jean-Marie Messier

Als Jean Marie Messier vor sechs Jahren an die Spitze des französischen Wasserversorgers Vivendi vorrückte, galt er als dynamischer Macher. Nach der Fusion mit dem US-Medienkonzern Universal, im Jahr 2000, erreichte der 45-jährige Selbstdarsteller den Zenit seiner Karriere. Seither ging es steil bergab. Die Anteilseigner zweifelten zunehmend an Messiers Visonen, der mit einer expansiven Einkaufspolitik nichts weniger als den "führende globale Medien- und Kommunikationskonzern im digitalen Zeitalter" schaffen wollte . Im Gebälk des transatlantischen Medienriesen begann es angesichts der massiven Schuldenlast zu krachen. Anfang Juli nahm Messier schließlich den Hut.

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Verlierer: Ron Sommer

In der Boomphase von Internet und Aktienmärkten galten die Chefs der Telekommunikationsunternehmen als große Visionäre. Doch mit dem Börsenabsturz kam auch bei den "Telekoms" der Einbruch. Plötzlich wurden die Visionen genau hinterfragt, statt Lob für expansive Firmenpolitik hagelte es Kritik wegen gigantischer Schuldenberge. Das Vertrauen der Investoren schwand und aus einst hoch gelobten Führungspersönlichkeiten wurden geschasste Bosse. 2002 mussten der Chef der deutschen Telekom, Ron Sommer und France Telecom-Vorstandsvorsitzender Michel Bon den Hut nehmen.

foto: apa/del valle

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Gewinner: Wendelin Wiedeking

Seit zehn Jahren leitet der streitbare Manager die Sportwagenschmiede Porsche. "Weltmeister im Geldverdienen" nennt man ihn, der den Zuffenhausener Autobauer zum rentabelsten der Welt gemacht hat. Dass seine Branchenkollegen Standortentscheidungen von Subventionen abhängig machten, nannte er "unhygienisch". Auch mit der Deutschen Börse AG legte sich Wiedeking erfolgreich an. Sein Widerstand gegen Quartalsberichte zog zwar den Rauswurf aus dem MDax nach sich, doch die Porsche-Aktie entwickelte sich weiter prächtig: mehr als nur ein Punktsieg für Wiedeking.

foto: apa/melchert

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Verlierer: Bernd Pischetsrieder

Im April dieses Jahres war es so weit: Ferdinand Piech räumte den VW-Vorstandssessel. Bernd Pischetsrieder trat das schwere Erbe von "Mr. Volkswagen" an. Den Mut zur Wende proklamierte der Ex-BMW-Mann kurz nach Amtsantritt. Schon kurz darauf sah sich der Sportwagen-Fan mit einer veritablen Absatzkrise konfrontiert. Eine hinterfragenswerte Modellpolitik (Golf, Passat überaltert) und die anhaltende Konjunkturflaute in Deutschland brachten Pischetsrieder schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Noch fehlte Pischetsrieder die Zeit für eigene Akzente. Doch die Zeit sollte demnächst kommen.

foto: reuters/wiegmann

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Gewinner: Elvis Presley

25 Jahre nach seinem Tod ist Elvis Presley auch als Spitzenverdiener der "King". Der "König des Rock'n'Roll" rangierte in einer im Juli vom US-Wirtschaftsblatt Forbes zusammengestellten Liste der "Am besten verdienenden toten Prominenten" mit jährlichen Einnahmen von rund 40 Milliarden Dollar an der Spitze. Abgeschlagen auf Platz zwei der Bestenliste landete mit 28 Millionen Dollar der "Peanuts"-Zeichner Charles Schulz, gefolgt von Ex-Beatle John Lennon (20 Millionen Dollar).

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Verlierer: Semperit

Endgültiges Ende einer heimischen Industrie-Legende: Im Traiskirchener Semperit-Reifenwerk rollt symbolisch der letzte Reifen vom Band. Rund 800 Beschäftigte verlieren ihren Job, der Industriestandort geht nach gut 100 Jahren verloren.

foto: apa/attac

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Gewinner: Josef Taus

Die Firmengruppe des ehemaligen ÖVP-Spitzenpolitikers Josef Taus erwarb im November den Großteil der 2001 in den Konkurs geschlitterten Buch- und Medienhandelskette Libro um fünf Millionen Euro. 192 der zuletzt 216 Filialen werden übernommen, der Rest soll geschlossen werden. Taus, der mittlerweile im 70. Lebensjahr steht, ist es zu verdanken, dass die Firmenkette weiter bestehen bleibt.

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Verlierer: Der Lombard-Klub

Im Juni war Schluss mit den Mauscheleien hinter verschlossenen Türen: Die EU bestrafte acht österreichische Banken - darunter Erste, BA-CA, RZB und BAWAG/P.S.K. - wegen illegaler Preisabsprachen im so genannten "Lombard-Klub" mit einer Geldstrafe von 124 Millionen Euro. Wettbewerbskommissar Monti sprach von einem der schockierendsten Kartelle, das die Kommission je aufgedeckt habe. Die heimischen Banken beriefen, zahlten aber dann doch.

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Gewinner: Daniel Kahneman und Vernon L. Smith

Der Nobelpreis für Wirtschaft ist auch in diesem Jahr wieder in die USA gegangen. Ausgezeichnet wurden der in Israel geborene Daniel Kahneman (re.) und Vernon L. Smith für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der psychologischen und experimentellen Wirtschaftswissenschaft. Der Nobelpreis unterstreicht, schrieb der US-Ökonom und Nobelpreisträger 2001, Joseph Stieglitz, in einer im Standard veröffentlichten Würdigung, wie wichtig es ist, Leute und ganze Wirtschaften so, wie sie sind, zu studieren und nicht so, wie wir sie gerne hätten.

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Verlierer: Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien

Peinlich, Peinlich. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich Wien musste die mit 1. Jänner 2003 geplante Bankomat-Gebühr angesichts massiver Proteste von Konsumentenschützern und Kunden zurück nehmen. Das Unverständnis, auf das man gestoßen sei, habe die Führung der Bank gewogen, die Bankomat- sowie Foyer-Gebühr nicht zu verrechnen, erklärte Generaldirektor der RLB NÖ-Wien, Peter Püspök. Doch dem nicht genug: Mit seiner Kritik am fehlenden Mut der Mitbewerber, dem Vorbild der RLB NÖ-Wien zu folgen, zog er sich den Unbill der Branche zu. Die Behebung vom Bankomaten bleibt (bis auf weiteres) gebührenfrei.

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