Die Künstlergruppe Gangart, betraut mit der Aufgabe, die in der Tat bemerkenswerte Teppichsammlung des Wiener MAK derart in Szene zu setzen, dass der historische Bestand das ambitionierte Gegenwartsprogramm des Hauses stütze, weiß Folgendes zu berichten: "Einerseits markiert der Transferraum ,Teppich' gesellschaftspolitische Architekturen und ist gleichzeitig Mikroarchitektur: innerlich/ privater Raum vs. Community-Raum vs. urbaner Raum vs. migratorische Kontaminierung und Hybridisierung; andererseits werden Teppiche als Medien der Berichterstattung und Narration präsentiert. Aus der Verdichtung dieser Ebenen ergibt sich ein inhaltliches und physisches Mapping der gezeigten Teppiche."

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Da bleibt bloß noch zu ergänzen, dass Teppiche schon auch in der Absicht ins Leben geknüpft wurden, vor Kälte zu schützen. Jedenfalls aber sind sie, der Leidenschaft einiger Habsburger des 16. und 17. Jahrhunderts für Wandbehänge und Bodenbeläge sei Dank, da, und die variantenreiche Kombination aus Kette, Schuss und Flor findet bis in unsere Tage zahlreiche Liebhaber. Verständlich bei bis zu 13.000 musterbildenden Knoten pro Quadratdezimeter, die traditionell von sehr zarten Fingern geknüpft werden. Die Präsentation verknüpft das ganze Haus: In der Ausstellungshalle wurden die ehemals kaiserlichen Stücke aus dem Ägyptischen, Osmanischen und Persischen verlegt, der Orientsaal bietet einen Einblick ins historische Wirken Anatoliens, Kaukasiens und Zentralasiens, die Studiensammlung ergänzt um türkische Gebetsteppiche und osmanische Stickereien.

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Und: Zwecks Verortung der historischen Vorleger in die Gegenwart ergänzen Kurzfilme aus der Sicht zeitgenössischer Filmschaffender anekdotisch die Eindrücke vom Wesen des Teppichs. Danielle Arbid, Jessica Hausner, Rashid Masharawi, Kornél Mundruczó, Seifolla Samadian, Angela Schanelec und Djamshed Usmonov haben in sehr kurzer Zeit visuelle Fragmente zum Anlassfall "Teppich" produziert. Als bewegte Wandteppiche mit Ton bringen sie Leben in die Galerie betagter Muster-, Symbol-und Identitätsspeicher. Das Dokumentarische stand dabei im Vordergrund, die Lebensbedingungen in den Produktionsländern, wie sie sich heute zeigen, im Libanon, in Palästina, im Zentrum Asiens

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Nur die Österreicherin Jessica Hausner ist dem ausgewichen: Sie hat Figuren und Muster einer geknüpften Vorlage animiert, archaische Jäger als Computerspiel auf den Schirm geholt. Andererseits kann man aber auch die Zubereitung von Kichererbsen mit Gurken in authentischer Atmosphäre einsehen. Bis 23. 2. (M. Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe/11/12/02)

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