Was, wenn überall Dämonen lauern? Bill Paxton, Regisseur und Star von "Frailty", schreitet zur Tat

Foto: Constantin
Mitunter hat es eher beklemmende Folgen, wenn Söhne in die Fußstapfen ihrer Väter treten wollen. Bill Paxtons Regiedebüt "Frailty" bereichert das Serienmörder-Genre zeitweilig um interessante Variationen - mit einem allzu "originellen", cleveren Schluss.


Wien - Söhne glauben ihren Vätern in der Regel. Nun hat Dad aber eines Nachts eine Vision in der Gestalt eines Engels, der ihn mit einer besonderen Aufgabe versieht. Er und seine beiden Buben seien von Gott auserwählte Jäger von Dämonen, die äußerlich wie gewöhnliche Menschen wirken. Er würde eine Liste ihrer Namen erhalten und drei Werkzeuge, um sie zu bekämpfen: eine Axt, eine Eisenstange und Handschuhe.

Geschichten wie diese müssen ernsthaft erzählt werden, um ihren Schrecken zu entfalten: Frailty/ Dämonisch, das Regiedebüt des Schauspielers Bill Paxton, ist sich darüber im Klaren. Der von religiösem Eifer getriebene Vater wird von Paxton selbst mit Zurückhaltung gespielt. Sein freundlicher Tonfall, seine Durchschnittlichkeit lassen seine Taten umso unheimlicher erscheinen. Auch das Setting, ein Einfamilienhaus in Texas, das ein wenig versteckt hinter einem Park mit Skulpturen liegt, wirkt beschaulich. Erst allmählich wandelt sich der Garten zum Horror-Topos eines Friedhofs, weil dort die Leichen der vermeintlichen Dämonen begraben werden.

Brent Hanleys Drehbuch nimmt innerhalb des Subgenres der Serienmörder-Thriller eine Verschiebung vor: Es stattet den Übeltäter mit einer Familie aus und verteilt die Morde auf zwei Generationen. Da die Jagd in der Gegenwart fortgesetzt wird, lautet die Frage der Verbrechensauflösung nunmehr, welcher Sohn das Erbe des Vaters fortführt.

Frailty beginnt denn auch damit, dass der erwachsene Fenton (Matthew McConaughey) einen FBI-Agenten aufsucht, um seinen Bruder als Mörder zu denunzieren - in Rückblenden wird dann das Familienalbum durchblättert.

Paxton hat Frailty mit geringem Budget, im Stil eines B-Movies realisiert. Nur im Finale versucht er zu viel auf einmal zu leisten: Es will den Fall aufklären und ihm zugleich die Ambivalenz lassen, ob die Familie nicht "wirklich" Dämonen erkennt. Mit dem umgekehrten Effekt: Man meint weniger Gottes Hände im Spiel zu sehen als die eines Autors, der sich der eigenen Cleverness versichert. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2002)