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Auch im österreichischen Gesundheitswesen wird über das Thema "Bonus" intensiv nachgedacht. Aber es sei noch zu früh zu sagen, ob und welche finanziellen Anreize für gesundheitsbewusstes Verhalten der Patienten beziehungsweise ökonomisches Handeln der Ärzte geschaffen werden, sagt der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Josef Kandlhofer, im Standard-Gespräch. Er spricht von "Brainstormings". Eine ähnliche Krise zwischen Ärzteschaft und Regierung wie in Deutschland befürchtet er nicht. Denn beim deutschen Nachbarn gebe es im Gegensatz zu Österreich eine starke ärztliche Überversorgung. Kandlhofer will das Gesundheitswesen "rationalisieren, damit man nicht rationieren muss". Zu diesem Zweck soll die "Überversorgung in einigen Spitals-Bereichen" abgebaut werden. Niedergelassene Arztpraxen müssten gleichzeitig - etwa durch neue Öffnungszeiten - attraktiver werden, was durch den neuen Gruppenpraxisvertrag möglich sei. Einsparungspotenzial gebe es im Bereich der "Generika" (billigere Kopien erfolgreicher Medikamente). Kandlhofer verweist auf ein Modell in Kärnten, wonach sich das Honorarvolumen für Ärzte erhöht, wenn diese hier Geld einsparen. Er spricht auch von "Folgekostenrechnungen" für Ärzte, was bei den Medizinern auf gar keine Gegenliebe stößt. Die nicht-defizitäre OÖ- Gebietskrankenkasse erarbeitet ein Modell, das die Effizienz der Ärzte misst. Die heimische Ärztekammer ist letzten November in Inseraten gegen einen derartigen Spardruck aufgetreten. Kandlhofer spricht lieber vom "Hausarzt neu", der Hauptansprechpartner für Patienten sein und mehr als bisher über deren Behandlung entscheiden soll. Versprochen, aber noch nicht umgesetzt ist die Abschaffung der Chefarztpflicht für Medikamente. (mon/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2002)