Moskau - Nervenstarke Russland-Urlauber können ab sofort eine Reise in die russische Geschichte buchen: Das Strafgefangenenlager Perm im Ural, eines der berüchtigtsten Gulags aus der Stalin-Ära, hat seine Zellen für Touristen geöffnet. Neben der Übernachtung auf einer Gefangenen-Pritsche ist auch die Verpflegung mit Gefängnis-Kost im Preis enthalten, berichtete die Zeitung "Kommersant". Der Gulag war 1946 eingerichtet worden und diente zeitweise den Menschentrechtlern Sergej Kowalew und Nathan Scharanski, der inzwischen israelischer Vizeministerpräsident ist, als Unterkunft. Im Zuge der Perestrojka-Politik war Perm 1987 als letztes Lager für politische Häftlinge geschlossen worden. "Für unsere Abgeordneten, Richter und Staatsanwälte wäre es ganz hilfreich, wenn sie einmal eine Nacht in dem Gulag verbringen würden", kommentierte Kowalew nun die Eröffnung des Touristen-Gulag. Nach Schätzungen westlicher Historiker sind während der 1953 zu Ende gegangenen Herrschaft Josef Stalins bis zu 30 Millionen Menschen ums Leben gekommen, viele von ihnen in den als Gulags bekannt gewordenen Arbeitslagern. (APA/AFP)