Innsbruck - "Krallendorn", eine Heilpflanze aus Südamerika,
verbessert laut einer Studie der Uniklinik Innsbruck Patienten mit
chronischer Polyarthritis nachweislich die damit einhergehende
Bewegungseinschränkung. Das Medikament ist mittlerweile auch zugelassen, erklärte der Leiter der Studie, Erich Muhr, von der Abteilung
Innere Medizin der Innsbrucker Uniklinik.
Die Studie wurde drei Jahre lang an vierzig Patienten mit einem
Durchschnittsalter von fünfzig Jahren durchgeführt. Die Personen hatten
bereits etwa sieben Jahre an der "aktiven chronischen Polyarthritis"
gelitten. Durch diese Erkrankung kommt es zu einer schmerzhaften
Schwellung mehrerer Gelenke. Zwanzig Patienten wurden im Zuge der
klinischen Untersuchung 24 Wochen lang lediglich mit Placebos
(Scheinmedikamente) behandelt, die andere Hälfte mit dem echten
Arzneimittel. Während sich bei diesen bereits eine Besserung der
Beschwerden einstellte, verspürte die erste Gruppe keine positiven
Effekte, wie Muhr erläuterte. Anschließend erhielten alle Patienten
für die Dauer von sieben Monaten die südamerikanische Heilpflanze
Krallendorn (Uncaria tomentosa). Die Zahl der geschwollenen Gelenke
sowie die Morgensteifigkeit habe dadurch bei allen Betroffenen
nachweislich abgenommen.
Kaum Nebenwirkungen
Im Gegensatz zu den verbreiteten Rheumatherapien gibt es bei der
Einnahme von Krallendorn kaum Nebenwirkungen. Der Wirkstoff nimmt
direkt auf die T-Lymphozyten Einfluss, die bei Rheumatismus die
Knorpelzellen in den Gelenken angreifen. Diese überaktiven
Abwehrzellen werden beruhigt, gleichzeitig wird die Bildung von
harmlosen Abwehrzellen angeregt. Das Medikament kann nun von den
Ärzten, vorzugsweise von Rheumatologen, verschrieben werden. Die
Patienten müssen drei Mal täglich eine Kapsel einnehmen. Einen
Wermutstropfen gibt es allerdings noch: Die Gebietskrankenkasse
refundiert vorerst nur einen kleinen Prozentsatz der Kosten, sagte
Muhr. Die eigentliche Ursache der chronischen Polyarthritis sei
vorerst noch nicht bekannt. Wie Muhr erklärte, dürfte aber die
genetische Anlage dafür verantwortlich sein.
An der Studie waren neben Muhr auch seine Kooperationspartner
Frank Hartig, Günther Eibl und Univ.-Prof. Michael Schirmer
beteiligt. Am 29. November wurde Muhr bei der diesjährigen
Generalversammlung der Österreichischen Gesellschaft der
Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie mit dem
ÖGPhyt-Wissenschaftspreis 2002 ausgezeichnet. (APA)