Paris - Laut Terrorismusexperten spricht vieles dafür, dass hinter dem Doppelanschlag vom Donnerstag in Kenia das El-Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden steckt. "El Kaida ist die einzige Organisation, die willens und in der Lage zu solchen Angriffen ist und über eine breite logistische Unterstützung sowie über eine operative Infrastruktur in Mombasa verfügt", sagt Rohan Gunaratna. Er forscht am Studienzentrum über Terrorismus und politische Gewalt an der Saint-Andrews-Universität im schottischen Glasgow. Islamistische Gewalttäter sind in Ostafrika seit mehr als einem Jahrzehnt aktiv. 1994 siedelte sich El Kaida in Nairobi und Mombasa an und verstärkte dort seine Reihen durch den Militärchef Mohammed Atef und den aus Ägypten stammenden "Kundschafter" der Organisation, den US-Bürger Ali Mohamed. Im August 1998 erfolgten fast zeitgleich die Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenia und dem Nachbarland Tansania, bei denen 224 Menschen starben. Die USA beschuldigten Bin Laden bereits unmittelbar danach als Drahtzieher. Mohamed sagte im Oktober 2000 vor einem Gericht in New York aus, er habe für Bin Laden mögliche Anschlagsziele in Afrika ausspioniert. Bin Laden persönlich habe dann die US-Botschaft in Kenia ausgewählt. Die Anschläge sollten laut Mohamed "den Westen dazu bringen, sich aus dem Nahen Osten herauszuhalten". Auch für den Chefredakteur des in London erscheinenden "Jane's Intelligence Digest", Alex Standish, gibt es eine "hohe Wahrscheinlichkeit", dass El Kaida bei den jüngsten Angriffen in Kenia seine Hand im Spiel hatte. Es könne sich entweder um "radikale Islamisten aus Mombasa" oder um "Terroristen aus dem Nahen Osten mit einer starken logistischen Unterstützung vor Ort" handeln. Für diese Annnahme spricht laut dem Chefredakteur von Online-Ausgabe von "Intelligence" in Paris, Guillaume Dasquié, auch die Tatsache, dass der Anschlag auf das von israelischen Touristen besuchte Hotel nördlich von Mombasa und der Raketenangriff auf das israelische Charterflugzeug beinahe zeitgleich erfolgten. Angriffe auf mehrere Ziele zur gleichen Zeit - wie zuvor in Nairobi und Daressalam 1998, am 11. September 2001 in den USA und zuletzt auf der indonesischen Ferieninsel Bali - sei eine Besonderheit von El Kaida. Am Nachmittag bekannte sich eine bisher unbekannte Organisation "Armee Palästinas" in Beirut zu den Anschlägen. Inwiefern das Bekennerschreiben glaubwürdig ist und die Gruppe Verbindungen zu El Kaida hat, war zunächst unklar. (APA)