Wien - Der frühere Alterspräsident des Europäischen Parlaments, Otto Habsburg-Lothringen, holte am Dienstag, zu einem geopolitischen Rundumschlag aus.
In einem Interview der FP-nahen Zeitung "Zur Zeit" nennt er Russland "äußerst gefährlich". Und folgert: "Natürlich kehrt der Kommunismus, wie er unter Stalin war, nicht wieder. Aber es kommt der Nationalsozialismus, natürlich auch nicht in der Form von Hitler, sondern mit Putin." Der russische Präsident verfolge eine "ganz klare Politik der Expansion nach außen und der Schaffung eines scharfen autoritären Systems nach innen", analysiert Habsburg.
Der Irak wiederum werde als Staat nicht von Dauer sein. Warum, erklärt Habsburg so: "Irgendwann wird es eine Explosion geben, nur darf eine solche nicht falsch programmiert werden. Die Amerikaner wollen losschlagen und eine demokratische Regierung einsetzen; die wird aber aus lauter Gaunern bestehen."
Die Spitzenpositionen im US-Verteidigungsministerium sind laut Habsburg "mit Juden besetzt - das Pentagon ist heute eine jüdische Institution", der es darum gehe, Israel zu schützen.
Kritik erntet auch der derzeitige Wiener SP-Spitzenkandidat Wolfgang Petritsch, der "sehr viel Schaden in Bosnien angerichtet" habe.
Stellungnahme der Sprecherin Otto Habsburgs
Otto
Habsburg-Lothringen hat es laut einer Aussendung seiner Pressesprecherin
Eva Demmerle "nicht nötig, sich in die Niederungen des
österreichischen Wahlkampfes herunterzuziehen lassen" (sic). Der
älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers setze sich "seit
Jahrzehnten für Völkerverständigung, Freiheit und Toleranz ein, wofür
er bereits vielfach geehrt wurde".
Der Jubilar habe "unter anderem zahlreiche Ehrungen und
Anerkennung von den verschiedensten jüdischen Organisationen für die
Rettung von Tausenden von Juden und politisch Verfolgten vor den
Nazi-Schergen in den Jahren nach 1938 erhalten", heißt es in der am
Dienstagabend verbreiteten Presseaussendung. Zu dem in "Zur Zeit" veröffentlichten Interview Habsburgs wollte
sich Demmerle nicht äußern. Sie bestätigte
lediglich, dass das Interview gegeben wurde.
Cap fordert Stellungnahme Schüssels
Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap hat ÖVP-Chef
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel aufgefordert, die Äußerungen
Habsburgs zurückzuweisen. Als "untragbar" bezeichnete Cap die
Angriffe des Kaisersohnes gegen den nunmehrigen
Nationalrats-Spitzenkandidaten der Wiener SPÖ, den früheren
internationalen Bosnien-Beauftragten Botschafter Wolfgang Petritsch.
Habsburg hatte in dem "Zur Zeit"-Interview gesagt, der Balkan werde
"kolonisiert; da wurden lauter abgetakelte sozialistische Funktionäre
hingeschickt. Ein typischer Fall ist der österreichische
Sozialdemokrat Petritsch. Der hat sehr viel Schaden in Bosnien
angerichtet!" (DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2002/APA)
(APA)