Vertieft in konspirative Beratung: Harald Serafin und Franz Robert Wagner als "Beste Freunde".

Foto: Kammerspiele

Sir Lionel und Sir John haben bereits jenes Alter erreicht, in dem man leibhaftig zu spüren bekommt, was der Ischiasnerv noch zu bieten hat. Doch die Krümmungen, die Lionels noble Gestalt heimsuchen, haben auf der Rom-Reise, die ihn samt Frau und Tochter zum alten Freund John führt, ganz andere Gründe.

Im Haus des Gastgebers erfährt er reichlich spät, dass er bisher mit dem biologisch falschen Kind gelebt hat. Margaret ist nicht seine, sondern die Tochter Johns. Dass er aber dennoch ein Kind gezeugt hat, und zwar mit einer Washingtoner Liebschaft, und dieses nun in Gestalt des zukünftigen Schwiegersohns auf ihn zukommt, entbehrt keiner Komik und noch weniger: keines Zufalls.

In dieser Gesellschaftskomödie, "Beste Freunde"/ "A Friend Indeed" von William Douglas Home, löst sich alles so klaglos von selbst, dass aller Raum den zäh sich entwickelnden, aber flink gespielten Privatintrigen vorbehalten bleibt.

Allen voran: Harald Serafin. Als Lionel zieht er verrückte Achterbahnen durch die Salonlandschaft, hebt zu manch schöner Verlegenheitsgeste an, um dann seinem neuen alten Kind einen zaghaften Hallo-Wink zuzuwerfen. Franz Robert Wagner spricht den Vatikan-Diplomaten ganz sonor. Und den Frauenfiguren - sie befinden sich im steten Wissensvorteil - ist von Regisseur Felix Dvorak der Luxus des lockeren, freudigen Spiels gegönnt: Gabriele Jacoby und Bigi Fischer. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 19.11.2002)