Schröder lobt "gute Ansätze" bei Putins Tschetschenien-Politik
Russischer Präsident weist Kritik der EU zurück: Will keine "guten Ratschläge"
Redaktion
,
Oslo/Kopenhagen - Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat
sich am Dienstag lobend über die Tschetschenien-Politik des
russischen Präsidenten Wladimir Putin geäußert. Nach einem 75 Minuten
dauernden Gespräch beider Politiker in Oslo sagte Schröder, die
Moskauer Pläne für ein Verfassungsreferendum in der umkämpften
Kaukasus-Region seien "ein guter Ansatz".
Putin hat die Kritik der EU an seiner Tschetschenien-Politik
zurückgewiesen. In der norwegischen Hauptstadt Oslo sagte Putin am
Dienstag nach einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard
Schröder: "Das Problem ist so kompliziert, dass niemand wirklich gute
Ratschläge erteilen kann." Putin sprach von einem "internen Problem",
das von Russland und dem tschetschenischen Volk gelöst werden müsse.
In Dänemark hat unterdessen am Dienstag ein Gericht beschlossen, den
im vergangenen Monat auf Bitten Russlands inhaftierten
tschetschenischen Politiker Achmed Sakajew weiter in Haft zu
behalten.
Die Europäische Union hatte Russland auf einem Gipfeltreffen in
Brüssel am Vortag zu einer politischen Lösung des
Tschetschenien-Problems aufgerufen und das militärische Vorgehen
gegen die Separatisten kritisiert. Auch Schröder sagte, der
politische Prozess in Tschetschenien müsse fortgesetzt werden. Er
sagte jedoch auch: "Ich habe mit Unterstützung zur Kenntnis genommen,
wie der politische Prozess in Bezug auf Tschetschenien organisiert
und voran gebracht wird. Hier geht es insbesondere um den
Verfassungsprozess. Das sind - wie ich finde - gute Ansätze, die
Unterstützung verdienen."
Die Separatisten in Tschetschenien betrachten die russische
Kaukasus-Republik als unabhängig und bekämpfen die russische Armee,
die seit 1996 versucht, das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Die
Rebellen führen einen Guerillakrieg und fügen den russischen
Streitkräften immer wieder Verluste zu.
Einig im Irak-Konflikt
Zum Irak-Konflikt äußerten Putin und Schröder, sie seien sich einig gewesen.
Beide hoben die positive Rolle des jeweils anderen bei der
Erarbeitung der neuen Resolution des UNO-Sicherheitsrates heraus.
Schröder sagte, alles komme darauf an, dass die Resolution
"buchstabengetreu" von Bagdad erfüllt werde. Putin meinte, dass nach
seinem Eindruck in der irakischen Gesellschaft deutlich eine
"positive Reaktion" auf die Resolution überwiege.
Positiv äußerten sich beide Politiker über die am Vortag erzielte
Einigung Moskaus mit der EU über den russischen Zugang zur Exklave
Kaliningrad (früher Königsberg). Putin kündigte an, dass er im
Februar zur Eröffnung der russischen Kulturwochen nach Berlin kommen
will.(APA/Reuters/dpa)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.