Fälschung und Betrug sind so alt wie die Wissenschaft
Schon Ptolemäus fingierte und Newton soll gemogelt haben
Redaktion
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Hamburg/New York - Betrug in der Wissenschaft ist etwa
so alt wie die Forschung selbst. Schon der Astronom Ptolemäus
fälschte und fingierte Beobachtungen oder übernahm die Daten von
Hipparchos, wie sich fast 2000 Jahre später herausstellte. Auch Isaac
Newton soll dem italienischen Historiker Prof. Federico Di Trocchio
zufolge gemogelt haben. Den Beweis des allgemeinen
Gravitationsgesetzes habe Newton von einem Kollegen "geklaut".
Biologe Paul Kammerer half der Natur mit dem Malstift nach
Der österreichische Biologe Paul Kammerer half der Natur in den
1920er Jahren mit dem Malstift nach, als die von ihm gezüchteten
Kröten nicht die erwarteten Markierungen aufzeigten. Als die Sache
aufflog, beendete er seine Karriere und sein Leben mit einer Kugel.
Psychologe Sir Cyril Burt belegte Studie mit erfunden Personen
Der britische Psychologe Sir Cyril Burt habe seine Theorien vor
rund 70 Jahren mit den fiktiven Intelligenzquotienten erfundener
Personen belegt, schreibt die "New York Times" in einem Überblick.
Als er auch noch die Namen seiner Mitautoren aus dem Blauen griff,
kam man ihm auf die Spur. US-Forscher William Summerlin nahm 1974
einen Filzstift und malte weißen Mäusen schwarze Flecken auf, um
fremde Hauttransplantate vorzutäuschen.
Aufgeflogen
Auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren einige
Fälschungen aufgeflogen: An der Universität Bonn hatte ein Chemiker
in seiner Dissertation angegeben, dass sich chemische Reaktionen von
Magneten beeinflussen lassen. Nachdem sich die Daten als falsch
erwiesen hatten, widerrief sein Doktorvater im Fachjournal
"Angewandte Chemie" den dort gedruckten Beitrag. Der Doktortitel des
jungen Forschers wurde aberkannt. Die Universität Düsseldorf entzog
einem Privat-Dozenten im Oktober 1996 die Lehrbefugnis, weil der
Mediziner Daten in einer Veröffentlichung vorgetäuscht hatte.
Größter deutscher Wissenschaftsskandal
Als bisher größter deutscher Wissenschaftsskandal gilt der Fall um
die Krebsforscher Friedhelm Herrmann und Marion Brach, die zwischen
1988 und 1993 manipulierte Arbeiten veröffentlicht und damit
Forschungsgelder erschlichen haben sollen. Eine Kommission der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) fand in 94 Artikeln von
Herrmann konkrete Hinweise auf Datenmanipulationen. Bei gut der
Hälfte davon war der Freiburger Klinikdirektor Roland Mertelsmann
Co-Autor, der zeitweilig Vorgesetzter von Herrmann war. Herrmann ließ
sich Mitte 1998 freiwillig von seiner Professur beurlauben.
Motive der Fälscher haben gewandelt
Doch solche Vorkommen sind selten. Die staatliche US-Stiftung
"National Science Foundation" deckte im vergangenen Jahrzehnt etwa 50
Fälle von "Fehlverhalten" auf - unter 200.000 von ihr geförderten
Projekten der Grundlagenforschung. Weitere 137 Forscher fielen den
Gesundheitsforschungsinstituten (NIH) in Bethesda bei Washington auf,
die im gleichen Zeitraum etwa 400.000 Vorhaben mitfinanzierten. Die
Motive der Fälscher haben sich seit der Antike gewandelt, meint Di
Trocchio: "Heute betrügt man, kurz gesagt, des Geldes wegen, früher
dagegen tat man es wegen einer Idee." (APA/dpa)
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