Frankfurt - Die Börsenflaute und die Pleitewelle in
Deutschland haben tiefrote Spuren in der Bilanz der Deutschen Bank
hinterlassen: Deutschlands größtes Kreditinstitut wies für das dritte
Quartal einen Vorsteuerverlust von 181 Mill. Euro aus, nach einem
Gewinn von 363 Mill. Euro im Vorjahr. Dabei belasteten eine erhöhte
Risikovorsorge sowie Verluste aus Anteilsbesitz bei gleichzeitig
gesunkenen Erträgen das Ergebnis.
Unter dem Strich wies die Deutsche Bank nach Steuern ein
deutliches Minus von 299 Mill. Euro aus, vor einem Jahr war es noch
ein Fehlbetrag von fünf Mill. Euro. Konzernchef Josef Ackermann
verwies am Donnerstag auf die schwierige Lage, in der sich der
Bankensektor weltweit befinde. Zugleich betonte er aber auch: "Das
Ergebnis des dritten Quartals war für uns eindeutig nicht zufrieden
stellend." Die Bank habe jedoch große Fortschritte gemacht bei der
Umsetzung der strategischen Ziele, die darauf abzielten, die
langfristige Ertragskraft zu steigern. Für das Gesamtjahr sei er
zuversichtlich, ein zufrieden stellendes Ergebnis vorlegen zu können,
schrieb der Konzernchef in einem Brief an die Aktionäre.
Abbau von insgesamt 14.500 Stellen
Die Bank komme bei ihrem Ziel, Kosten von zwei Mrd. Euro jährlich
bis Ende 2003 einzusparen, schneller als geplant voran. Das
Geldinstitut hatte sich ein Sparprogramm mit einem massiven Abbau von
insgesamt 14.500 Stellen verordnet. Nach Angaben Ackermanns sind
bereits 10.000 Mitarbeiter ausgeschieden, oder werden die Bank in
Kürze verlassen. Die operativen Kosten verringerten sich im dritten
Quartal von 5,1 Mrd. Euro auf 4,7 Mrd.. In den ersten neun Monaten
sei der Rückgang der Kosten sogar stärker gewesen als der Rückgang
der Erträge.
Der um Restrukturierungskosten und andere Sonderfaktoren
bereinigte Vorsteuergewinn verringerte sich im dritten Quartal auf 74
Mill. Euro, nach 782 Mill. im Vorjahr. Die Erträge sanken um rund
eine Mrd. Euro auf 5,5 Mrd.. Dabei machte sich vor allem der Einbruch
beim Handelsergebnis von 2,0 Mrd. Euro auf 904 Mill. Euro bemerkbar.
Der Provisionsüberschuss stagnierte mit 2,5 Mrd. Euro auf
Vorjahreshöhe, der Zinsüberschuss sank leicht auf 1,7 Mrd. Euro. Die
Kreditrisikovorsorge musste auf 753 Mill. Euro erhöht werden.
Privatkunden und Vermögensverwaltung
Positiv entwickelte sich der Konzernbereich Privatkunden und
Vermögensverwaltung, der von einem gesteigerten Ergebnis im deutschen
Privatkundengeschäft profitierte. Der Konzernbereich Firmenkunden und
Investmentbanking litt dagegen massiv unter der Börsen- und
Konjunkturflaute und wies einen Verlust vor nicht-operativen Kosten
von 238 Mill. Euro aus.
Deutlich besser sah das Ergebnis für die ersten neun Monate aus:
Der Vorsteuergewinn verbesserte sich um 14 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro.
Nach Steuern blieben 502 Mill. Euro, im Vorjahreszeitraum waren es
noch 1,211 Mrd. Euro.
Helmut Hipper von der Fondsgesellschaft Union Investment sagte,
das Ergebnis habe unter den Erwartungen gelegen. Die Risikovorsorge
sei deutlich erhöht worden und bei den Kostensenkungen habe man mehr
erwartet. Trotz der Quartalszahlen legte die Aktie der Deutschen Bank
bei einem insgesamt positiven Dax bis gegen 14.00 Uhr um mehr als ein
Prozent zu.(APA/AP)