So schaut ein Mistentsorgungssystem (Endloskettenmistung) aus – die Endloskette läuft immer in eine Richtung bis zum Misthaufen und nimmt den Mist mit.

Foto: Fa. Jakwerth
Wenn man führenden Reitanlagenbauern glauben darf, ist dieses Feature ein absolutes Muß – und die, die schon eine haben, möchten sie auf keinen Fall mehr missen: Die Rede ist von einer mechanischen Entmistungsanlage, einem an sich relativ einfachen, aber doch sehr effizienten Hilfsmittel im täglichen Betrieb eines Reitstalls. Bedenkt man, daß ein mittelgroßes Pferd rund zwölf bis 15 Kilo Mist täglich produziert – ohne die Einstreu gerechnet –, so füllt bereits ein Pferd allein eine Schubkarre. Selbst wenn die Tiere einiges davon auf der Koppel, am Paddock, in der Halle oder am Viereck lassen – von wo die Roßknödel ebenfalls abgesammelt werden müssen –, so entfällt doch rund ein Drittel der Gesamtproduktion auf die Box – bei Pferden, die sich überwiegend in der Box aufhalten, entsprechend mehr. Das Ausmisten und anschließende Abtransportieren des Mistes auf den Misthaufen oder zum Container gehört somit zu den zeitintensivsten Arbeiten in einem Pferdestall. Nimmt man es mit dem Ausmisten nicht so genau, rächt sich das unweigerlich mit gesundheitlichen Problemen der Pferde: Verschmutzte Einstreu bzw. das Ammoniak, das sich darin bildet, schädigt das Hufhorn und die Atemwege des Pferdes, Parasiten, Pilze und Bakterien werden vom Pferd wieder aufgenommen und beeinträchtigen seine Gesundheit. Verschmutzte Boxen sind also nicht nur eine Belästigung für Augen und Nase, sondern echte Krankmacher. Arbeitserleichterung und Arbeitsersparnis, damit geringerer Personalaufwand und verringerte Betriebskosten sind somit das Hauptargument für eine mechanische Entmistungsanlage. Weniger als die Hälfte der Zeit wird für den Entmistungsvorgang mit maschineller Unterstützung benötigt. Weitere positive Effekte: Es wird öfter ausgemistet, die Luft im Stall wird besser, die Pferde leben gesünder. Die Stallgassen bleiben sauber, keine herumstehenden Schubkarren behindern den Durchgang von Mensch und Pferd. „Jeder, der nur ein bißchen rechnen kann, kapiert sehr schnell, daß das eine sinnvolle Investition ist“, – so Reitanlagenplaner Georg Fink, der keine neue Reitanlage ohne Entmistung baut. Im süddeutschen Raum sind bereits rund 50 % der Pferdeställe damit ausgerüstet, Norddeutschland und Österreich hinken noch ein wenig hinterher. Eigentlich unverständlich, denn jeder, der sich einmal für diese Investition entschlossen hat, möchte die Anlage nicht mehr missen. Michael Rösch, Reitanlagenbetreiber und Ausbilder in Bad Fischau, besitzt eine derartige Entmistungshilfe bereits seit 15 Jahren. „Bei 40 Pferden im Stall erspare ich mir damit eine Arbeitskraft.“ Welche Systeme gibt es? Im wesentlichen gibt es heute vier gebräuchliche Systeme bei Entmistungsanlagen für Pferdeställe: die Schubstangenentmistung, die Endloskettenmistung, die Schrapperanlage und die Mistabsaugung. Die ersteren drei Systeme wurden ursprünglich für die Rinder- und Schweinehaltung entwickelt und mußten teilweise für die unterschiedliche Konsistenz des Pferdemistes adaptiert werden. Die Mistabsaugung wurde speziell für den Pferdebereich entwickelt, sie ist relativ neu, hat sich aber bereits bestens bewährt und bietet gegenüber den anderen drei Systemen manchen Vorteil. Die Schubstangenentmistung Die Schubstangenentmistung ist – wie auch die Endloskettenmistung und die Schrapperanlage – eine Unterfluranlage, d. h. die Mistförderung geschieht unterhalb des Boxenniveaus. Während in der Rinder- und Schweinehaltung diese Mistförderanlagen auf der Ebene des Stalles offen liegen, muß sie im Pferdebereich wegen der Verletzungsgefahr und wegen der doch sehr anderen Stallnutzung abgedeckt werden. Entweder muß also der Schacht – mindestes 50 cm tief und standardmäßig 60 cm breit –, in dem die Anlage läuft, von vornherein in den Bau mit eingeplant oder nachträglich in den Boden geschnitten werden. Die Abwurfschächte befinden sich jeweils in oder vor den Boxen und sind mit einem Deckel verschlossen. Beim Ausmisten wird der Schacht geöffnet und der Mist hinunterbefördert, wo er dann von den Schiebern der hydraulisch angetriebenen Schubstange aufgenommen und weiterbefördert wird. Im Prinzip besteht die Zugstangenentmistung aus einem Vierkant-Stahlrohr, das als Führung dient, und der eigentlichen Schubstange, einem U-Profil, an dem die Schieber in regelmäßigen Abständen mittels Bolzen befestigt sind. Ein hydraulischer Zylinder mit ca. zwei Metern Hub bewegt die Schubstange vor und zurück. Bei der Vorwärtsbewegung stehen die Schieber quer und reichen den Mist jeweils an den nächsten Schieber weiter, bei der Rückbewegung klappen die Schieber ein. Folgende Probleme können bei unsachgemäßer Handhabung auftreten: Wirft man zuviel Stroh ab, kann sich durch die Hin- und Herbewegung der Schieber ein Ballen bilden, der die Anlage verstopfen kann. Ist die Anlage nicht für den voluminöseren und – im Vergleich zum Kuhdung – auch festeren Pferdemist konzipiert, kann der Schieber mit der Aufnahme des Mists Probleme haben, er wird nicht mitgenommen, sondern schiebt sich über den Schieber drüber. Die Schubstange kann sich – vor allem wenn Hackschnitzel oder Sägemehl als Einstreu verwendet werden – durch verklumpendes Material blokkieren. Aus diesem Grund hat die Firma Schauer vor fünf Jahren für den Pferdebereich die Overhead-Schubstange entwickelt, die – im Unterschied zur normalen Schubstange, die auf Bodenniveau befestigt ist – 40 cm über dem Boden liegt, so daß sich nichts darunter verfangen und das System blockieren kann. Felder hat das Problem dadurch zu entschärfen gesucht, daß statt des U-Profils ein liegendes T-Profil verwendet wird, das nach unten offen ist und so nicht mit Mist verstopft werden kann. Ein weiterer möglicher Schwachpunkt dieses Systems ist der Hochförderer, der den Mist auf den Misthaufen oder den Transporter befördert und der sich im Freien befindet. Speziell die Übergabestelle ist ein neuralgischer Punkt, hier kommt es gerne zu Verstopfungen – vor allem im Winter, wenn der Mist bei Minustemperaturen auch einmal anfrieren kann. Daher bieten manche Hersteller einbetonierte Heizplatten im Förderkanal und im Übernahmebereich an, die sich in kälteren Gegenden für einen reibungslosen Ablauf durchaus bewährt haben. Der Hochförderer kann ebenfalls hydraulisch (z. B. Schauer) oder mittels Kette (z. B. Felder) angetrieben sein, wobei der Antrieb mit Kette als etwas wartungsintensiver gilt, die Kette muß regelmäßig geölt und auch ab und zu nachgespannt werden. Für eine Schubstangenentmistung, wie sie einige österreichische Hersteller in leicht unterschiedlichen Ausführung für den Pferdestall anbieten, muß man für 30 Boxen (zwei Längsbahnen à 50 m, eine Querbahn, ein Hochförderer, Steuerung, Hydraulikaggregat) mit Euro 19.000,– rechnen. (Alle angegebenen Preise verstehen sich als ungefähre Richtwerte, ohne MwSt. und ohne bauliche Maßnahmen.) Die Endloskettenmistung Auch diese Entmistungsanlage arbeitet im Untergrund: Der Entmistungskanal – 45 cm breit und 50 cm hoch – verläuft unter den Boxen. In jeder Box befindet sich unter dem Tränkebecken eine Einfüllöffnung, die mit einer Klappe abgedeckt wird. Herzstück der Anlage ist eine Blockkette, die aus geschmiedeten, übereinanderliegenden, flachen Gliedern besteht, unter denen die Schieber aus Vierkant-Profilen aufgeschweißt sind. Die Kette sollte mit einer automatischen Ölung versehen sein und muß von Zeit zu Zeit nachgespannt werden. Der Mist wird durch die Anlage über Umlenkrollen auf den Hochförderer und von da direkt zum Misthaufen, Container oder Transporter gebracht. Das Antriebsaggregat für die gesamte Anlage ist am höchsten Punkt des Hochförderers montiert, ein Abstreifarm entfernt eventuelle Mistreste von den Schiebern. Vor dem Entmisten wird die Anlage in Betrieb gesetzt, so daß die Kette bereits läuft, wenn der erste Mist abgeworfen wird. Anders als die Schubstange läuft die Umlaufkette immer nur in eine Richtung, die Gefahr des Verstopfens ist daher wesentlich geringer. Die Rondomat-Endloskettenentmistung ist seit ca. zehn Jahren am Markt und kostet für einen 20-Boxen-Stall ca. Euro 15.000,–. Die Schrapperanlage Ebenfalls für den Pferdestall geeignet sind sogenannte Schrapperanlagen. Auch diese Entmistung befindet sich unter der Stallgasse oder den Boxen, ein feuerverzinkter Mistschlitten mit wählbarer Breite wird an einem Edelstahlseil durch den Schacht gezogen und ermöglicht das Ausräumen in mehreren Etappen: Nach fünf bis sechs Boxen wird der Schlitten in Bewegung gesetzt und nimmt den Mist mit, anschließend wird der Schlitten wieder in seine Ausgangsposition zurückgefahren, die Prozedur beginnt von vorn. Liegt die Mistlagerstätte unterhalb des Stallniveaus kann man den Mist mit dem Schrapper einfach abwerfen bzw. am Ende der Bahn fallenlassen, wobei ein Höhenunterschied von mindestens zwei Metern notwendig ist. Falls das nicht möglich ist, benötigt man zusätzlich einen Hochförderer wie bei den bereits besprochenen Anlagen. Angeboten wird das System z. B. von der Firma Bayernstall, aber auch Schauer und Wölfleder haben derartige Anlagen in ihrem Programm, ab Euro 5.500,– pro Reihe (ca. 30 m, Bayernstall) sind Sie dabei, ein Hochförderer kostet nochmals ca. Euro 5.000,– extra. Die Mistabsauganlage Im Dezember ’99 ging die erste „Rohr-Saugluft-Entmistung für den Pferdestall“ – so der korrekte und vollständige Name der Anlage der bayrischen Firma Taurus – in Betrieb, die Nachfrage steigt seither stetig. Die Idee ist so einfach wie genial: Nach dem Prinzip eines riesigen Staubsaugers wird der Mist aus der Box einfach abgesaugt und durch das leistungsstarke Gebläse auch gleich vermischt und zerkleinert. Das Gebläse befindet sich außerhalb des Stalls, die Rohrleitungen, die zu ihm hinführen, können entweder unter dem Dach geführt oder auch in den Boden verlegt werden – ein Einbau ist also auch nachträglich leicht möglich. Je nach Rohrmontage kann man den Mist entweder durch in den Boden integrierte Einströmdüsen oder mit einem bewegliche Saugrohr absaugen. Bei der zweiten Variante befinden sich in regelmäßigen Abständen Abzweigstücke mit Verschlußdeckeln, an die der bewegliche Saugschlauch angeschlossen wird. Beim Entmisten wird der Schlauch an das Rohr angeschlossen, die Einsaugdüse in Stellung gebracht, das Gebläse in Gang gesetzt und der Mist einfach abgesaugt. „Beim ersten Mal schau’n die Pferde noch ein wenig verdutzt, vor allem, weil das Absaugen auch mit einem gewissen Geräusch verbunden ist. Aber dann gewöhnen sie sich schnell daran – manche sind sogar recht neugierig und man muß aufpassen, daß sie der Düse nicht zu nahe kommen.“ Joachim und Michaela Gstach haben in ihrem neuen Reitstall in Leutkirch (Allgäu) seit einem Jahr eine derartige Anlage in Betrieb und sind hoch zufrieden. Joachim Gstach, selbst Techniker und Konstrukteur von Sondermaschinen, gefällt vor allem die einfache Wartung der Anlage: „Der einzige mechanische Teil, der kaputtgehen kann, ist das Gebläse, und das ist leicht zugänglich.“ Nach 40 Jahren Erfahrung mit Entmistungsanlagen in der familieneigenen Landwirtschaft weiß er, worauf es ankommt. Wohl verursache das Gebläse einen gewissen Lärm – aber damit hätten sie kein Problem. Und für Anlagen, die in Wohngegenden installiert werden, bietet die Fa. Taurus auch Schalldämpfer an. Die Gebläse gibt es in verschiedenen Leistungsvarianten, standardmäßig werden Leistungen von 11 kW (bis ca. 30 m Rohrlänge), 15 kW (bis ca. 60 m Rohrlänge) und 18,5 kW (bis ca. 90 m Rohrlänge) angeboten, Gebläse mit höheren Leistungen gibt es auf Anfrage. Die Vorteile der Anlage: besonders schnelle Entmistung, mit dem Mist wird auch Staub und Ammoniak abgesaugt, das Entmisten erfolgt somit staubfrei, die Stalluft wird erheblich verbessert. Dadurch, daß Einstreu und Pferdeäpfel zerkleinert und vermischt werden, nimmt der abgelagerte Mist auch wesentlich weniger Raum ein und kompostiert viel rascher. Und der Preis: Mit dem leistungsstärksten Gebläse kommt man inklusive Verrohrung und Steuerung für die Gesamtanlage auf rund Euro 12.000,–. Welche Anlage für wen? Die ideale Anlage für jeden Stall gibt es nicht, im wesentlichen hängt die Wahl von den örtlichen Gegebenheiten ab: Ist die Mistlagerstätte auf derselben Ebene wie der Stall, liegt sie tiefer oder höher, wie ist der Stall angelegt etc.? Planung und Beratung vor Ort mit Kenntnis der Gegebenheiten ist somit unabdingbar. Ganz allgemein gilt: Entmistungsanlagen bedeuten eine wesentliche Arbeitserleichterung, am besten funktionieren sie allerdings, wenn sie auf die Bedürfnisse des Betreibers abgestimmt sind – und dieser die Gebrauchsanweisungen des Herstellers beachtet. Dann steht einer Mistentsorgung „wie von Zauberhand“ nichts mehr im Weg. Eva Morawetz/Pferderevue