Unternehmen
Austrian Airlines nehmen Billigflieger-Förderungen ins Visier
AUA-Chef Sörensen macht Ernst: "Vielleicht können wir sie einfach killen"
Wien - Die Austrian Airlines-Gruppe fordert von
Regionalflughäfen dieselben Förderungen wie Billigairlines: "Wir
finden diese Förderungen unfair", sagte AUA-Chef Vagn Sörensen am
Dienstagabend in Wien. Es gehe ihm weniger darum, diese
"Subventionen" abzustellen als vielmehr für die AUA dieselben Mittel
zu bekommen. An Klagen ist zumindest vorerst noch nicht gedacht.
Verlaufen die Gespräche aber ohne Ergebnis, wollte Sörensen diesen
Schritt ebensowenig ausschließen wie Finanzvorstand Thomas Kleibl. Solange Low-Cost-Carrier wie Ryanair nur "Secondary Hubs", also
Regionalflughäfen wie Klagenfurt, Graz oder Salzburg anfliegen, sieht
die AUA darin kein Problem, sagte der Finanzvorstand. Kleibl
bekräftigte gestern Abend vor Journalisten aber die Absicht der AUA,
eine eigene Billigairline zu gründen, wenn Low-Cost-Carrier "massiv
Wien angreifen. Da muss man das tun". Eine "Produktionsplattform"
ergäbe sich bei Lauda Air oder Tyrolean heraus. Die Gefahr, dass
Billigflieger Wien zum Drehkreuz ("hub") ausbauen würden, sehen
sowohl AUA-Chef Sörensen als auch sein Vorstandskollege Kleibl
derzeit allerdings nicht: "Wien ist kein low cost-Airport". Dafür
würden schon die Flughafengebühren sorgen, denen er in diesem
Zusammenhang sogar einen positiven Aspekt abgewinnen kann.
Der AUA-Vorstand geht "mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass Ryanair - das letzte
Sonderangebot dieser Airline lag zuletzt auf der Strecke
Klagenfurt-London bei weniger als 10 Euro - in Kärnten massiv
subventioniert wird. Die AUA spricht zur Zeit nur von "möglicher
Wettbewerbsverzerrung" und pocht auf "Gleichbehandlung". "Erstmal
reden wir mit den Flughäfen", so Kleibl. Sollte sich herausstellen,
dass die Airports in den Ländern der Ryanair Zugeständnisse machten,
der AUA aber solche versagten, behält sich die AUA, wie berichtet, in
letzter Konsequenz die Einschaltung der Wettbewerbshüter bzw. eine
Anzeige beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor.
Auf der wichtigen Strecke Wien-Köln/Bonn nimmt die AUA den Kampf
gegen den deutschen Billigflieger Germanwings auf, an dem die
Lufthansa indirekt beteiligt ist. "Wir müssen jetzt kämpfen", sagte
Sörensen. Dem Mitbewerber, der mit Einfach-Preisen ab 29 Euro wirbt,
gesteht er auf dieser Strecke einen Marktanteil von "mindestens 20
Prozent" zu. Aus seinem Ziel machte der AUA-Chef kein Geheimnis:
"Vielleicht können wir sie einfach killen". Sowohl die AUA als auch
Germanwings fliegen drei Mal täglich zwischen Wien und Köln.
Sorgen macht Sörensen das Auslaufen der Staatshaftungen für Risken
aus Terror und Krieg mit Ende November. Diese Risken müsste die AUA
ab Dezember also wieder über den privaten Versicherungsmarkt
abdecken. Das Problem dabei seien weniger die leicht höheren Kosten
sondern die Tatsache, dass die Versicherungsgesellschaften für ihre
Leistungen eine Kündigungsfrist von nur 7 Tagen in Anspruch nehmen.
Bis zum Jahresende will die AUA den geplanten Verkauf ihres
35-Prozent-Anteils am Caterer Airest über die Bühne bringen. Laut
Sörensen gibt es eine Reihe von Interessenten, die gebotenen Preise
entsprächen aber noch nicht ganz den Vorstellungen.
Zusätzlich erschwert werden die Gespräche darüber durch die
Tatsache, dass die Swissair-Tochter Gate Gourmet - die wie die AUA 35
Prozent an Airest hält - derzeit selbst an die US-amerikanische
Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Gruop (TPG) verkauft wird.
Diese Transaktion soll noch im vierten Quartal abgeschlossen werden.
Gate Gourmet ist nach eigenen Angaben der weltweit zweitgrößte
Luftfahrt-Caterer. Der Konzern erwirtschaftete im letzten Jahr einen
Umsatz von 3,2 Mrd. Franken (2,18 Mrd. Euro).
AUA will sich gegen feindliche Übernahme wappnen
Die börsennotierte Austrian Airlines (AUA) will sich
gegen unerwünschte Übernahmen wappnen. Ziel sei es, durch
Restrukturierung und Wertsteigerung so teuer zu werden, dass es sich
feindliche Freier "dreimal überlegen", deponierte Finanzvorstand
Thomas Kleibl am Dienstagabend vor Journalisten in Wien.
Sobald der Europäische Gerichtshof (EuGH) jene Klauseln in
internationale Luftverkehrsabkommen, die die nationale Mehrheit an
ihrer Fluggesellschaft an die Landerechte koppelt, für obsolet
erklärt, wird wie berichtet der Weg frei für größere kapitalmäßige
Verschränkungen von Fluggesellschaften.
Klar sei, dass "billige" Unternehmen mit schlechten Ergebnissen
Takeover-Kandidaten seien, räumt Kleibl ein. Er betonte zudem, dass
die AUA "nicht zum Spielball des Free Float werden" wolle. Deshalb
sei man an starken strategischen Kernaktionären interessiert, und an
langfristigen Investitionen durch "gute Fonds".
Größter Eigentümer der AUA-Gruppe ist heute mit 39,7 Prozent die
staatliche Beteiligungsholding ÖIAG. 43,2 Prozent befinden sich laut
AUA im Streubesitz, der klassische Free Float wird mit rund 30
Prozent beziffert. Ein Zehntel gehört institutionellen Investoren.
Dazu zählt auch der US-Anleger Guy Wyser-Pratte, der zu Jahresbeginn
gut 5 Prozent der AUA-Papiere erworben hat.
Ziel sei es, bis 2005 die Eigenkapitalquote von derzeit 13 Prozent
auf einen "branchenadäquaten" Wert von 25 bis 30 Prozent anzuheben,
bekräftigte Kleibl (APA)