Tschetschenen-Führer Sakajew in Kopenhagen festgenommen
Russland fordert von Dänemark Auslieferung von Maschadow-Berater
Redaktion
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Moskau/Kopenhagen - Russland
hat die Auslieferung des in Kopenhagen festgenommenen
tschetschenischen Spitzenpolitikers Achmed Sakajew gefordert. Ein
offizieller Auslieferungsantrag sei dem dänischen Justizministerium
überstellt worden, sagte ein Sprecher der russischen
Staatsanwaltschaft, Robert Adelchanian, am Mittwoch.
Eine Kopenhagener Untersuchungsrichterin verhängte 13 Tage
Untersuchungshaft für den wenige Stunden zuvor festgenommenen
Tschetschenen-Sprecher. Die Festnahme erfolgte auf Begehren
russischer Behörden, die dem persönlichen Beauftragten des
tschetschenischen Exil-Präsidenten Aslan Maschadow unter anderem
Beteiligung an der Vorbereitung zur Moskauer Geiselaktion der letzten
Woche vorwerfen.
"Normale Polizeiaktion"
Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen erklärte, die
Festnahme sei eine "völlig normale Polizeiaktion" gewesen. Mit ihr
sei aber in keiner Weise eine Vorentscheidung über die von Moskau
verlangte Auslieferung gefallen. Hierüber entscheidet das
Justizministerium.
Da sowohl Dänemark als auch Russland ein europäisches
Auslieferungsabkommen unterzeichnet hätten, müsse Kopenhagen der
Aufforderung nachkommen, erklärte der Sprecher der russischen
Staatsanwaltschaft.
Kopenhagens Botschafter in Russland, Lars Vissing, sagte dem
Rundfunksender Moskauer Echo dagegen, nach dänischem Recht könne
Sakajew nicht an Russland ausgeliefert werden, da es keine
Auslieferungsabkommen zwischen beiden Ländern gebe. Auch wenn dies
der Fall wäre, würde Sakajew aber nicht nach Russland abgeschoben,
weil dort noch immer die Todesstrafe verhängt werde, sagte Vissing
weiter.
Sakajew war auf Betreiben Moskaus in der Nacht auf Mittwoch in
Kopenhagen verhaftet worden. Er hatte dort an einer
Tschetschenien-Konferenz teilgenommen. Nach einem Bericht des
dänischen Fernsehens TV2 verdächtigen russische Stellen Sakajew,
neben der Planung der Geiselnahme in Moskau auch der Beteiligung an
mehreren "terroristischen Aktionen".
Kurz vor seiner Festnahme hatte Sakajew die Moskauer Geiselnahme
als ungerechtfertigten Angriff auf Frauen und Kinder verurteilt. "Die
Verbrechen der russischen Streitkräfte in Tschetschenien
rechtfertigen nicht einen Angriff auf Frauen und Kinder", sagte
Sakajew der Berliner Tageszeitung "taz" (Donnerstagausgabe). Die
Geiselnahme sei eine "Verzweiflungstat sehr junger Menschen" gewesen.
Die eigentlichen Terroristen seien die in Tschetschenien eingesetzten
russischen Streitkräfte. Den Sturm der russischen Sicherheitskräfte
in Moskau kritisierte der Gesandte als verfrüht. Der russische
Präsident Wladimir Putin hätte die Chance gehabt, den Krieg in
Tschetschenien zu beenden und die Geiseln zu retten. (APA/Reuters/AP/dpa/ITAR-TASS)
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