Nach Ansicht Zilkers haben sie bei der gewaltsamen Befreiung ein Narkosegas in hoher Dosis eingeatmet. Der Toxikologe, der als erster ausländischer Experte eine Analyse nach Untersuchungen von Betroffenen vornehmen konnte, geht davon aus, dass "kein Nervenkampfstoff eingesetzt" worden ist. Solche Substanzen ließen sich später im Körper noch nachweisen, was nicht der Fall gewesen sei. Typische Symptome bei Kampfstoffen seien auch "starke Krämpfe, die bei unseren Patienten nicht aufgetreten sind". Zilker geht davon aus, dass es sich um ein Narkosemittel handelt, das Chloroform sehr ähnlich sei. Zwischen einer angemessenen Dosis zur Narkose und einer Überdosis, die zum Tod führen könne, sei nur ein schmaler Grat, so Zilker.
Leonhard fordert Kritik
Warum die deutschen Patienten bereits in der Nacht zum Sonntag aus Moskau ausgeflogen werden konnten, darüber hüllen sich die Behörden in Schweigen. Allgemein wird auf das gute deutsch-russische Verhältnis verwiesen. Der renommierte Russland-Experte Wolfgang Leonhard äußerte im STANDARD-Gespräch die Hoffnung, dass die deutsch-russische Partnerschaft weiter vertieft, aber von deutscher Seite auch Kritik am Tschetschenienkrieg geübt werde. "Partnerschaft ist nicht Jasagerei. Die deutsche Seite hat durchaus das Recht, den Tschetschenienkrieg deutlich zu verurteilen und dagegen aufzutreten. Das ist nicht antirussisch, weil auch die Mehrheit der Russen diesen Krieg ablehnt."