Innovationen
Berlin startet Umstellung auf digitales Fernsehen
Erste Phase beginnt am Freitag - Auch mobiler Empfang möglich - Umstellung in Berlin und Potsdam bis 2003 angepeilt
Am kommenden Freitag (1. November) ist es soweit:
Wenn zu Nacht schlafender Stunde die meisten Fernseher ausgeschaltet
sind, beginnt in Berlin und Potsdam ein neues TV-Zeitalter. Dann wird
der Empfang über Antenne schrittweise von analog auf digital
umgestellt. Schätzungsweise 240.000 Haushalte in der Region, die
weder Kabel noch Satellitenschüssel haben, können in Zukunft bis zu
30 Programme kostenlos empfangen - fast so viele wie über das
Kabelnetz.
Vorrausetzung
Für die terrestrische Digitaltechnik DVB-T (Digital Video
Broadcasting-Terrestrial) ist allerdings ein Decoder notwendig, der
zwischen 199 Euro für eine einfache "Set-Top-Box" und bis zu 500 Euro
mit integrierter Festplatte kostet. Wer eine Antenne auf dem Dach
hat, sollte sich möglichst schnell über die neue Technik informieren.
"Wer nichts tut, hat bald kein Bild mehr", warnt der Vorsitzende der
Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege. Bei Kabel- und
Satellitenempfang bleibt alles beim Alten.
Pioniere
Mit der Umstellung von analog auf digital wird weltweit zum ersten
Mal in einem Ballungsraum die neue Technik eingeführt. Das
"Überall-Fernsehen", so der Werbespruch der Medienanstalt, ermöglicht
den mobilen Fernsehempfang auf Laptops und Mobiltelefonen, in Autos
und auf Booten.
Platzsparend
Anders als bei der Analogtechnik, bei der 50 Mal pro Sekunde ein
halbes Bild übertragen wird, werden bei DVB-T nur die Änderungen der
Bildsequenzen ausgestrahlt. So wird die Datenmenge deutlich
verringert, auf einem Kanal können vier digitale Programme gesendet
werden. Bundesweit soll DVB-T bis 2010 den Standard der bisherigen
Antennen-Übertragung ablösen. Bis dahin werden alle analogen
Frequenzen abgeschaltet.
Umstellung
In Berlin und Potsdam soll bis zur Funkausstellung Ende August
2003 das Antennen-Fernsehen an Spree und Havel komplett umgestellt
sein. Bis Ende Februar 2003 wollen die öffentlich-rechtlichen ARD,
ZDF, SFB und ORB sowie die privaten SAT.1, RTL, RTL II und ProSieben
auch weiterhin analog senden - allerdings auf leistungsschwächeren
Kanälen. Anschließend stellen die Privaten vollständig auf digital
um, die Öffentlich-rechtlichen werden noch bis August auf den
schwächeren Frequenzen analog ausstrahlen.
Angebote
Mit dem Wechsel auf die neuen Technik versprechen die Sender auch
eine Erweiterung ihres Angebots. So sollen in Zukunft zum Beispiel
die Kanäle "ZDF vision" und "ARD digital" oder die entsprechenden
"Bouquets" der Privaten über den Äther rauschen.
Veraltet
Von der Umstellung sind auch 120.000 Kabelnutzer betroffen, deren
Häuser in den 80er Jahren verkabelt wurden. Diese Anlagen arbeiten
noch immer mit Analogtechnik. Sozial schwache Haushalte sollen die
Digital-Decoder auch leasen oder in Raten zahlen können. Die
monatliche Belastung soll dabei unter zehn Euro bleiben. Dies sei
eine Lösung vor allem für jene Haushalte, die schon jetzt von den
Rundfunkgebühren befreit seien, sagte Hege. (APA)