Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer sieht durch die Ernährungsstudie 2002 bestätigt, dass die Probleme auf den europäischen Lebensmittelmärkten in Österreich gut bewältigt wurden. Es seien jedoch Trends sichtbar, auf die Lebensmittelpolitik und -wirtschaft gemeinsam reagieren müssten, um die grundsätzlich positive Einstellung der Konsumenten zu erhalten, erklärte Molterer bei einem Pressegespräch anlässlich der Präsentation der "Österreichischen Ernährungsstudie 2002", die vom Meinungs- und Marktforschungsinstitut Fessel-GfK durchgeführt wurde (1.500 Befragte).Vier Eckpfeiler Das österreichische Lebensmittelmodell - aufbauend auf die vier Eckpfeiler Ausbau der Lebensmittelsicherheit, Sicherung der Qualität, Erhaltung der Vielfalt und Kennzeichnung der Herkunft - habe sich als erfolgreiches Konzept erwiesen. Der österreichische Lebensmittelsektor sollte aufbauend darauf einen klaren Schwerpunkt in Richtung der "neuen" Qualitätsanforderungen der Konsumenten setzen, so Molterer. Neben der Frische bekomme für die Konsumenten Naturbelassenheit, Herkunft oder Produktionsmethoden wie der biologische Anbau oder Tierhaltung sowie Angaben zur Verarbeitung, etwa der Nicht-Einsatz von Gentechnik besondere Bedeutung. Die Vielfalt des Angebots im Sinne einer weitergehenden Qualitätsdifferenzierung sei eine zentrale Forderung der Konsumenten - Bioprodukte würden in der Einkaufstasche immer selbstverständlicher. Allerdings werden sie gemeinsam mit konventionellen Produkten gekauft, Konsumenten sehen Bio als erwünschtes Qualitätskriterium bei bestimmten Produkten. Erhaltung der traditionellen Einkaufsquellen Für die österreichische Lebensmittelwirtschaft sei es daher nicht mehr ausreichend, ausschließlich auf österreichische Herkunft zu setzen. Im Sinne der Vielfalt sollte die Erhaltung der traditionellen Einkaufsquellen einen Schwerpunkt bilden. Auch wenn sich beispielsweise der "Ab-Hof"-Verkauf gut halte und nicht einem so starken Bedeutungsverlust unterliege wie der Fach- und Einzelhandel, so seien dennoch auch in diesem Bereich Maßnahmen notwendig - etwa in Richtung Erlebnis- und Spezialitäteneinkauf. Stärkere Qualitätsdiffernzierung Den Supermärkten entstehe aus ihrer zunehmenden Bedeutung als Einkaufsquelle eine besondere Verantwortung: Beim Angebot sollte eine stärkere Qualitätsdiffernzierung umgesetzt werden. Da Konsumenten dem Preis ein deutliches Qualitätssignal beimessen, sollte auch die Preisgestaltungs- und Sonderangebotspraxis im Lebensmittelbereich überdacht werden: "Die Praxis der Lock- und Sonderangebote muss überdacht werden", so Molterer. "Neue, einfache Orientierungshilfen" Auch bei der Produktinformation sollte ein Schwerpunkt gesetzt werden: Viele Konsumenten haben Probleme, "zwischen reinen Werbeaussagen und der gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung zu unterscheiden", und wünschen sich mehrheitlich "neue, einfache Orientierungshilfen". Ausbau der Ernährungsagentur und Exportoffensive Neben dem Ausbau der Ernährungsagentur sollte in nächster Zeit auch die jüngst angekündigte Exportoffensive in die neuen EU-Mitgliedsländer im Nahrungs- und Agrarsektor in Angriff genommen werden. Es gebe zwar keine finanzielle Unterstützung seitens der Politik, Molterer könnte sich jedoch Haftungsübernahmen der OeKB sowie den Einsatz von Venture Capital für Projekte im Nahrungsmittelbereich vorstellen. Investitionen in Aufbauprojekten wären "klug", wobei Molterer auch den Balkan als interessanten Markt sieht. Um dem steigenden Informationsbedürfnis der Konsumenten Rechnung zu tragen, hat das Landwirtschaftsministerium ein Internet-Portal unter http://www.lebensmittelnet.at - eine neue Lebensmittel-Plattform online - eingerichtet. Sie enthält Produktinformationen, Bezugsquellen, Informationen über Lebensmittelrecht und Kennzeichnung sowie einen Überblick über Lebensmittelwirtschaft und -handel. (APA)