Banken
Gerüchte um Online-Broker DAB
Fusion mit Comdirect kolportiert - Knackpunkt dürfte der Preis sein
Frankfurt - Die HypoVereinsbank (HVB),
die bayerische Mutterbank der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA),
will nach Angaben aus Bankenkreisen bis Jahresende über die Zukunft
ihres defizitären Online-Brokers Direkt Anlage Bank DAB entscheiden,
eine Fusion mit dem Konkurrenten Comdirect steht dabei aber nicht
unmittelbar bevor. "Es gibt keine fortgeschrittenen Verhandlungen,
ernsthafte Gespräche über ein Zusammengehen mit Comdirect sind schon
einige Zeit her", hieß es. Aus Kreisen der deutschen Comdirect-Mutter
Commerzbank war dagegen zu erfahren, dass die Bank in losen
Gesprächen mit der HVB über ein Zusammengehen der Online-Töchter sei.
Knackpunkt bei den Gesprächen sei lediglich der Preis. Das "Handelsblatt" hatte unter Berufung auf
Finanzkreise berichtet, die beiden Muttergesellschaften HVB und
Commerzbank stünden bereits seit Wochen in Fusions-Verhandlungen
ihrer Töchter. Durch eine Verschmelzung entstünde einer der größten
europäischen Broker mit über einer Million Kunden. Grund für die
Fusionsüberlegungen seien die Einbrüche im Online-Broking seit Ende
des Börsenbooms. Die Gespräche befänden sich in einem
fortgeschrittenen Stadium.
Rampl bevorzugt Reintegration
Wie aus Bankenkreisen jedoch zu erfahren war, bevorzugt der
designierte HVB-Chef Dieter Rampl eine Reintegration der
75-prozentigen Online-Tochter in die HVB. "Wichtiger ist aber noch,
dass bis Jahresende ein Entscheidung fällt. Dabei ist die HVB auch
offen für einen DAB-Verkauf, wenn der Preis stimmt." Sprecher der
beteiligten Unternehmen wollten keinen Kommentar abgeben. Die Aktien
von DAB und Comdirect legten am Frankfurter Neuen Markt in Reaktion
auf die Fusionsfantasien mehr als 10 Prozent zu.
Wie es aus Bankenkreisen weiter hieß, hatte es zwar Gespräche
beider Online-Broker gegeben, dabei war die DAB jedoch keinesfalls
nur auf ein mögliches Zusammengehen mit Comdirect aus. "Hier werden
mehrere Optionen erörtert", hieß es. Möglich seien außer der
Reintegration auch der Verkauf oder eine Kooperation mit einem
Wettbewerber. Ein Zusammengehen beider Online-Broker ist demnach
nicht auszuschließen. "Die Comdirect wäre in der Lage, die DAB
aufzunehmen. Hier kommt es aber letztendlich immer auf den richtigen
Preis an."
Defizitär
Wie berichtet hat die DAB das Neunmonatsergebnis der HVB mit fast
90 Mill. Euro belastet. Im vergangenen Sommer hatte die Direktbank
den marktführenden österreichischen Discount-Broker direktanlage.at,
eine Tochter der HVB, übernommen.
Rampl hatte in der vergangenen Woche bei der Präsentation der
Neunmonatsbilanz 2002 klar gestellt, dass die DAB als eigenständiges
Unternehmen wohl keine Zukunft hat. Die teuer erworbene Tochter in
Frankreich solle verkauft, das Engagement in der Schweiz beendet
werden. Danach sei dann die Integration der DAB als reiner
Vertriebskanal in die HVB denkbar.
Entscheidung bis Jahresende
"Rampl will eine Entscheidung zur DAB bis Jahresende. Dabei wird er
die betriebswirtschaftlich beste Lösung suchen", hieß es aus Kreisen
der Bank. Aus heutiger Sicht scheint die Reintegration noch am
wahrscheinlichsten. "Beide Lösungen kosten die HVB natürlich Geld, es
geht eben darum, was billiger ist." (APA/Reuters/AFP/dpa/vwd)