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Grafik: Schüler und Lehrer in der Klasse

grafik: apa
Wien - 14-jährige Schüler müssen in Österreich länger als Gleichaltrige in anderen Industrieländern in der Schule sitzen. Ihre Lehrer dagegen haben besonders kurze Dienstzeiten. Das zeigt die Studie "Education at a Glance" (Bildung auf einen Blick), mit der die OECD die Bildungssysteme international vergleicht. Untersucht wurden auch die Lehrereinkommen: Nach 15 Jahren verdient ein heimischer Lehrer weniger als seine Kollegen in den anderen Ländern, am Ende seiner Berufslaufbahn deutlich mehr - Bezüge werden verdoppelt. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ist gegen eine Kürzung der Schulstunden - wichtig wären im Unterricht die Ernsthaftigkeit und die Nachhaltigkeit, die sich unter anderem auch am Wiederholen zeige. In der letzten Legislaturperiode habe man die Anzahl der Unterrichtsstunden gekürzt - "Und dann haben alle "Bildungsabbau" gerufen", erinnert sich Gehrer. Auch die Unterrichtszeit der Lehrer soll nicht erhöht werden.
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Diese Woche kann der 14-jährige Tobias E. durchatmen: Für ihn sind die Tage zwischen Nationalfeiertag und Allerseelen (wie für Zehntausende andere Schüler auch) schulfrei. Der Rest des Schuljahres erscheint ihm anstrengend genug - und dieser Anschein wird von dem am Montag veröffentlichten OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick" bestätigt. Demnach sitzen die Zwölf- bis 14-Jährigen im Vergleich mit Altersgenossen in den anderen Industriestaaten am längsten in der Klasse. Nur noch auf den Philippinen (1467 Schulstunden pro Jahr), in Indonesien, Malaysia, Indien, Simbabwe, Thailand und Mexiko müssen die Altersgenossen von Tobias (der es, wenn er nicht einmal fehlt, jährlich auf 1148 Stunden in der Schule bringt) länger die Schulbank drücken. In allen Industrieländern ist die jährliche Schulzeit kürzer. Bei den Lehrern weist die Statistik dagegen eine unterdurchschnittliche Stundenbelastung auf: Sie unterrichten kürzer als ihre Kollegen in den Industriestaaten und sind mit 658 Stunden pro Jahr nur etwa halb so lang in der Klasse wie ihre Schüler - oder wie ihre eigenen Kollegen in Mexiko (1182 Jahresstunden Unterrichtszeit) und den USA. In der Untersuchung wurden allerdings nur die reinen Unterrichtszeiten (auf jeweils 60 Minuten hochgerechnet) verglichen - bei Schülern blieb die für Hausübungen, Nachhilfestunden oder Lernen reservierte Zeit ebenso unberücksichtigt wie bei Lehrern deren Korrektur- und Vorbereitungsarbeiten für den Unterricht. Der grüne Bildungssprecher Dieter Brosz relativierte daher noch am Montag die Statistik: Zwar liege Österreich bei der Zahl der verpflichtenden Unterrichtsstunden voran, man müsse aber stets bedenken, dass Schüler in anderen Ländern bei staatlich gewährtem Förderunterricht länger in der Schule seien. Besonders in den erfolgreichen skandinavischen Ländern würden für fast alle Kinder individuelle Fördermaßnahmen und Nachhilfe durch die Lehrer der Schule angeboten. So erhielten etwa im OECD-Ländermittel 68 Prozent der Schüler Nachhilfe durch Lehrer, in Österreich sind es hingegen nur 32 Prozent. Quer über alle Schularten und Altersstufen verdienen die Lehrer in der Schweiz, in Deutschland, Japan, Südkorea, den Niederlanden und den USA am besten. Österreichs Lehrer liegen am Beginn ihrer Laufbahn ziemlich genau im OECD-Schnitt. Nach 15 Jahren verdient ein heimischer Pädagoge aber weniger als seine Kollegen in den anderen Industriestaaten, am Ende der Laufbahn allerdings deutlich mehr. (cs/DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2002)