Los gehts

Im Linux-Distributionskarussell ist momentan wieder Hauptverkehrszeit, kein Wunder also, dass auch Marktführer Red Hat eine neue Version an den Start schickt. Wir haben uns Red Hat 8.0 Professional angesehen, und versucht heraus zu finden, was die "Neue" so alles zu bieten hat, wo die Stärken, wo die Schwächen liegen.

Die Ausstattung kann sich schon mal sehen lassen: 7 CDs, eine DVD, eine SysAdminCD im Scheckkartenformat und vier deutschsprachige Handbücher sind im Paket enthalten. Die Kernkomponenten des Systems sind die gcc 3.2, der Kernel 2.4.18, GNOME 2.0, KDE 3.0.3 und XFree86 4.2.0, und somit im Großen und Ganzen als aktuell zu bezeichnen.

DVD reingeworfen und ab kanns gehen zur...

Screenshot: Redaktion

Installation

Hier zeigt sich schnell, dass Red Hat in der neuen Version sehr auf das optische Erscheinungsbild bedacht ist, so wurde der Installer auf gtk2 konvertiert um Anti-Aliasing bei den Schriften zu verwenden. Am Anfang steht die Auswahl der Installationsart, wir entscheiden uns hier mal für "Personal Desktop", möchte doch Red Hat - nach einer jahrelangenen Konzentration auf den Servermarkt - mit der neuen Version vor allem auch Desktop-UserInnen bedienen.

Allgemein kann festgestellt werden, dass die verschiedenen Linux-Distributionen nun langsam an einem Punkt angekommen sind, an dem der Installer immer unwichtiger wird, in dem Sinne, dass er eigentlich nun bei allen Distributionen ziemlich...

Grafik: Red Hat

reibungslos

funktioniert, so auch bei Red Hat. Vor allem an Hand der Anleitung in den wirklich guten und auch für AnfängerInnen geeigneten Handbüchern kann eigentlich nicht viel schief gehen. Im Bild die detailierte Auswahl der Pakete, die wir aber lieber mal in Frieden lassen, wollen wir doch mal sehen, was "Psyche" - so der Codename der neuen Distribution - den UserInnen standardmässig so zu bieten hat.

Schnell noch durch ein paar...

Grafik: Red Hat

Einstellungen

- wie hier die Festlegung einiger einfacher Firewall-Regeln - durch, und schon ist die Installation beendet. Einziger Minuspunkt bisher, dass der Installer partout darauf bestanden hat, dass sich von einer root-Paritition auf einer weit hinten liegenden Partition einer Festplatte am dritten IDE-Controller nicht booten lässt, womit sich das System allerdings selbst unterschätzt. Denn nach dem Ignorieren aller Warnungen und einem Neustart lässt sich ohne Problem in das neuerstellte Red Hat Linux booten.

Dort erwartet uns ein weiterer...

Grafik: Red Hat

Einstelldialog

der uns zusätzliche Fragen stellt, und zur Registration am Red Hat Network rät, was vor allem zur einfachen Erstehung von diversen Updates Sinn macht, mehr dazu aber ein bisschen später.

Jedenfalls kann es schon weiter gehen, und nach dem Login landen wir im neuen...

Grafik: Red Hat

System

Auffällig sofort der neue Red Hat eigene Look "Bluecurve", der ein einheitliches Erscheinungsbild auf dem Desktop bringen soll, was auch als - zumindest im Vergleich zu den Mitbewerbern - geglückt bezeichnet werden kann, wenn auch dies wohl eine äußerst subjektive Frage ist. Red Hat setzt schon seit langem hauptsächlich auf die GNOME-Umgebung, diese ist dafür aber - so viel sei im Vorhinein verraten - recht gut durchdacht gegenüber einem Standard-GNOME sinnvoll erweitert und aufpoliert.

Zunächst wenden wir uns aber mal den...

Screenshot: Redaktion

Updates

zu, schliesslich soll das neue System ja möglichst ohne Fehler sein. Hierzu gibt es bei Red Hat ein Panel-Applet, das - wie im Bild rechts unten - anzeigt, ob momentan Aktualisierungen verfügbar sind, ein Klick auf das rote Rufzeichen offenbart dann auch weitere Details, ein paar Klicks weiter und schon werden die betroffenen...

Screenshot: Redaktion

Pakete

vom Red Hat Server heruntergeladen und aufgespielt, wohldurchdacht und erfreulich unkompliziert das Ganze.

Als nächstes folgt die...

Screenshot: Redaktion

Konfiguration

des bestehenden Systems. Hierzu bedient sich Red Hat 8.0 nicht wie die meisten anderen Distributoren eines eigenen Kontrollzentrums, sondern die entsprechenden Tools wurden in den GNOME 2 integriert. Zur Einstellung des persönlichen Desktops werden dementsprechend auch die standardmässig im GNOME-Desktop enthaltenen Tools verwendet, ein paar neue sind aber ebenso hinzugekommen, wie andere in einer aktuelleren...

Screenshot: Redaktion

Version

enthalten sind, als im Moment offen verfügbar ist. So präsentieren sich die Schrifteneinstellungen äußerst detailiert und mit Optionen, die eigentlich erst im kommenden GNOME 2.2 enthalten sein sollen, hier macht sich das "Naheverhältnis" von Red Hat zum GNOME-Projekt bezahlt.

Apropos: Wenn wir schon bei den Schriften sind, hier geht nämlich Red Hat mit der neuen Version einen - dringend nötigen - Schritt nach vorne: Neue Truetype-Schriften können einfach ins Verzeichnis .fonts im eigenen Home kopiert und so automatisch ins System eingebunden werden.

Doch nicht nur User-spezifische Anpasssungen wollen vorgenommen werden, auch die...

Screenshot: Redaktion

Systemeinstellungen

müssen ab und zu mal verändert werden, hierzu hat Red Hat einen Sammlung eigener Tools zu bieten, die - wie bereits zuvor erwähnt - in den GNOME-Desktop integriert wurden.

Zum Beispiel gibt es da den Dialog für die Konfiguration des...

Screenshot: Redaktion

XServers

Auflösungen, Farbdichte und weiter Details können hier recht einfach festgelegt werden. Ein weiters gut gemachtes...

Screenshot: Redaktion

Beispiel

sind die detailierten Netzwerkeinstellungen, wofür es auch einen Wizard gibt, der durch die Installation neuer Komponenten führt.

Ziemlich spartanisch hingegen die...

Screenshot: Redaktion

Druckereinstellungen

aber auch wenn sie nicht viel zu bieten haben, sie funktionieren. Verwunderlich aber trotzdem, dass Red Hat als Drucksystem standardmässig weiterhin auf LPRNG setzt, wo sich doch CUPS mittlerweile beinahe schon zu einem Standard entwickelt hat.

Vor allem optisch sehr gut gelungen ist das...

Screenshot: Redaktion

Tool

zum nachträglichen Einspielen oder Entfernen von Softwarepaketen. Das Ganze präsentiert sich recht aufgeräumt, leider fehlt aber schmerzlich eine Suchfunktion, vor allem da die Kategorisierung der einzelnen Pakete nicht immer hundertprozentig stimmig ist.

An dieser Stelle kann dann gleich der alternative Desktop...

Screenshot: Redaktion

KDE

installiert werden, der sich - was im Vorfeld zu einiger Aufregung geführt hat - beim ersten Starten optisch kaum vom GNOME unterscheiden lässt, auch hier kommt das Bluecurve-Theme zum Einsatz. Spätestens bei einem Blick ins Kontrollzentrum stellt sich aber die Frage: Wozu die ganze Aufregung: Denn drei Klicks weiter und der KDE...

Screenshot: Redaktion

präsentiert

sich im momentanen Lieblingsoutfit der KDE-Gemeinde. Sogar das Keramik-Theme und die Crystal-Icons - beides eigentlich erst für KDE 3.1 geplant - sind in Red Hat 8.0 mitenthalten. Und auch wenn es viele nicht hören wollen: Die Angleichung des Aussehens macht durchaus Sinn, vor allem bei AnfängerInnen führen die Unterschiedlichkeiten zwischen KDE und GNOME-Anwendungen zu Verwirrungen, eine Hürde die zur Desktoptauglichkeit von Linux überschritten werden muss.

Nun noch ein Blick auf die enthaltene...

Screenshot: Redaktion

Software

Als Office-Paket sehr gut in den Desktop integriert ist Open Office, hier hat sich Red Hat ganz offensichtlich besondere Mühe gegeben, und diese macht sich auch bezahlt: Das Anti-Aliasing sieht wirklich klasse aus, die wichtigsten Programmteile lassen sich direkt vom Panel aus starten.

Weniger Freude bereiten da schon andere Teile des Systems: So liess sich die Scan-Software nur als root starten, normale UserInnen werden hingegen mit einer nichtssagenden Fehlermeldung bedacht.

Wirklich düster sieht es hingegen bei der Ausstattung mit Programmen für Audio und Video aus. Keine MP3-Unterstützung, kein Videoplayer, keine DVD-Unterstützung, dazu fehlen noch die nicht offenen NVIDIA-Treiber, was manche mitglieferte Spieledemo wie Hohn erscheinen lässt, sind doch TuxRacer, Chromium und der GTA-Clone...

Screenshot: Redaktion

Payback

ohne Hardware-3D-Unterstützung auch auf schnellen Rechnern eher als Diashow zu betrachten. Ebenfalls nicht enthalten ist ein Real Player.

Trotz allem ist Red Hat 8.0 Professional durchaus eine sehr ansprechende Distribution, die einige interessante Innovationen zu bieten hat, und auf dem Weg zur Desktoptauglichkeit sicher ein Schritt in die richtige Richtung ist. Will Red Hat diesen Schritt allerdings ernsthaft weiter gehen, muss aber vor allem die Softwareausstattung noch deutlich verbessert werden: Videos abspielen und MP3s hören gehören auch auf einem Business-Desktop zur Grundausstattung. (apo)

Screenshot: Redaktion