Pristina - Die Kommunalwahlen im Kosovo haben
offenbar nicht den von der OSZE erhofften demokratischen Aufbruch
gebracht. Nach vorläufigen Berechnungen der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beteiligten sich an
der Wahl neuer Bürgermeister und Gemeinderäte am Samstag etwa 55
Prozent der 1,3 Millionen Wahlberechtigten, unter der serbischen
Minderheit nur etwa 20 Prozent. Prognosen zufolge konnte die
gemäßigte Demokratische Liga Kosovos (LDK) des Präsidenten Ibrahim
Rugova trotz Verlusten ihre dominierende Rolle behaupten. Am Sonntag
wurden ein LDK-Politiker und zwei seiner Begleiter bei einem offenbar
politisch motivierten Gewaltakt erschossen.
Nach inoffiziellen Berechnungen unabhängiger Wahlbeobachter wird
die LDK in mehr als zwei Dritteln der 30 Kommunen in der Provinz
Mehrheiten erhalten. Die LDK komme zunächst auf etwa 55 Prozent der
Stimmen, teilte die Organisation KACI nach eigenen Berechnungen mit.
Die PDK des früheren Rebellenführeres Hashim Thaci erhielt nach
diesen Angaben etwa 27 Prozent. Die Allianz für die Zukunft des
Kosovo (AAK) eines weiteren Ex-Rebellenführers, Ramush Haradinaj,
kommt auf etwa sieben Prozent. In dieser Reihenfolge gingen die drei
Parteien auch aus der Parlamentswahl im vergangenen Jahr und den
letzten Kommunalwahlen vor zwei Jahren hervor. Das Kosovo wird seit
1999 von der UNO verwaltet.
Um die 920 Mandate in 30 Städten und Gemeinden bewarben sich bei
der Wahl am Samstag rund 5.700 Kandidaten aus 68 Parteien. Die
Amtszeit der Gewählten beträgt vier Jahre. Überwacht wurde die Wahl
von der OSZE. Offizielle Ergebnisse werden am Montag erwartet.
Die noch rund 90.000 Serben im Kosovo, die zum Großteil in von der
NATO geschützten Zonen leben, stellen nur einen geringen Prozentsatz
der Wahlberechtigten; ihre Führer hatten dazu aufgerufen, nur in den
fünf Gebieten an die Urnen zu gehen, wo die Volksgruppe in der
Mehrheit ist. In den vier nördlichen Gemeinden Strpce, Zvecan, Zubin
Potok und Leposavic kommen serbische Politiker nun mit Mehrheiten
rechnen. Am Vorabend der Wahl forderten die Regierungen von
Jugoslawien und Serbien die Serben in der Provinz jedoch erstmals mit
deutlichen Worten auf, an der Wahl teilzunehmen. Vor 1999 lebten noch
mehr als 200.000 Serben im Kosovo.
UNO-Verwalter Michael Steiner hat den Serben ein Mitspracherecht
in den Kommunen in Aussicht gestellt, um die Serben zum Urnengang zu
bewegen. Steiner sagte am Freitagabend, die Serben hätten offenbar
verstanden, dass es in ihrem eigenen Interesse sei, sich an der
Abstimmung zu beteiligen.
Kosovo-Albaner machen 90 Prozent der zwei Millionen Einwohner der
Provinz aus; unter ihnen ist die Wahl weitgehend unumstritten. Sie
versprechen sich davon eine weitere Stärkung ihres politischen
Einflusses und letztlich die Unabhängigkeit sowie wirtschaftliche
Fortschritte. (APA/AP/dpa)