Foto: gotv
Seit Anfang dieses Monats ist bekanntlich Schluss mit mitternächtlichem Dauerstrip und doofen Mitmachspielen: Dort, wo bis ersten Oktober neun live saß, sitzt jetzt gotv, und das allein ist schon ein großer Fortschritt. Das Programm von gotv ist allerdings auch schnell erklärt: Es besteht im Wesentlichen aus Videoclips. Die Moderation hat man wegrationalisiert. Was auch nicht weiter stört, denn wie sie höchstwahrscheinlich ausfallen würde, lässt sich anhand der wenigen, quasi redaktionellen Beiträge zwischendrin - ein Moby-Interview hier, ein Feeder-Interview dort - ablesen: Die sind in der inzwischen offenbar unvermeidlichen Kürzestform gehalten und haben in etwa den unverbindlichen Informationsgehalt einer Presseaussendung. Die Zeiten, in denen man im Musikfernsehen noch von kompetenten Persönlichkeiten durchs Programm begleitet wurde, liegen wohl schon vor den Geburtsjahren der anvisierten Zielgruppe. Immerhin, das muss gesagt werden, hebt sich die Musikauswahl angenehm von MTViva ab: Dort wird allenfalls in Special-Interest-Gettos abgeschoben, was auf gotv rotiert. Ein Queens-of-the-Stone-Age-Video vormittags um halb zehn, das rettet den Tag und lässt die Nachbarn um baldigen Aufbruch zur Arbeitsstätte bitten. Das Angebot, auf dem Weg dorthin noch schnell in der gotv-box - der Mitmach-Attraktion des Senders für die Teenies dieser Stadt - vor die Kamera zu treten und freundlich hineinzuwinken, werden wir allerdings auch in Zukunft nicht wahrnehmen. (irr/DER STANDARD, Printausgabe vom 25./26./27.10.2002)