Flucht und Politik
Moskauer Journalistenverband: Pressefreiheit nicht bedroht
Totale Informationssperre
Berlin - Trotz der rigiden Informationspolitik der
staatlichen Behörden im Moskauer Geiseldrama sehen führende russische
Journalisten die Pressefreiheit nicht bedroht. "Informationen können
auch die Terroristen nutzen, deswegen müssen wir sehr vorsichtig
sein", sagte der Vorsitzende des Moskauer Journalistenverbandes,
Pawel Gusew, am Donnerstag auf dem vierten Weltkongress der
Russischen Presse in Berlin. Allerdings seien alle bisher erlangten
Informationen "sehr widersprüchlich". Unter den rund 500 Gefangenen im Moskauer Geiseldrama sollen sich
62 Ausländer befinden, sagte Gusew. Betroffen seien unter anderem
Bürger aus den USA, Deutschland, Großbritannien, der Schweiz, den
Niederlanden, Kanada, Australien, Lettland, Jugoslawien und
Bulgarien. Auch eine Österreicherin ist unter den Geiseln.
Gusew dementierte Berichte, es habe eine Explosion gegeben. Es
seien lediglich Schüsse gefallen. Insgesamt gebe es zwischen 40 und
50 Geiselnehmer, unter ihnen auch Frauen, die mit Sturmgewehren,
Pistolen und "explosiven Gegenständen" - unter Umständen Attrappen -
ausgerüstet seien.
Nach Ansicht Gusews bestehen zwischen den Terroristen und der
El-Kaida Verbindungen. Aktionen der tschetschenischen Opposition
seien von El-Kaida mit Geld unterstützt worden.
Sicher sei, dass die russische Regierung keine Gewaltmaßnahmen
ergreife, um nicht das Leben der Geiseln zu gefährden, sagte Gusew.
Der protschetschenische Abgeordnete Josif Kobson, der zusammen mit
drei Geiseln das Haus verlassen habe, hätte berichtet, dass die
Situation sehr gefährlich sei. Die Terroristen bestünden darauf, dass
Russland erst die Truppen aus Tschetschenien abzöge. Erst dann würden
die Geiseln frei gelassen. (APA/AP)