Panorama
Jede zweite Fahrt mit dem Privatauto ist "unnötig"
Zu wenig Information über zumutbare Alternativen
Linz - Mindestens jede zweite Fahrt mit dem Privatauto ist
"unnötig", man könnte sachlich gesehen dafür ohne weiteres ein
öffentliches Verkehrsmittel oder das Fahrrad benützen beziehungsweise
überhaupt zu Fuß gehen. Zu diesem Ergebnis kommen neue Studien sowohl
in Deutschland als auch in Oberösterreich, die am Donnerstag bei
einer Tagung der oberösterreichischen Umweltakademie in Linz
präsentiert wurden.Zumutbare Alternativen
Nur 45 Prozent der Fahrten mit einem Privat-Pkw sind "objektiv"
begründet, das heißt, es müssen Personen oder "Lasten" transportiert
werden oder es gibt keine zumutbare Alternative im öffentlichen
Verkehr. "Bei 55 Prozent aller Auto- beziehungsweise Motorradfahrten
lassen sich dagegen keine objektiven Zwänge für eine Nutzung des Pkw
oder eines motorisierten Zweirades erkennen. Ökologische
Verkehrsalternativen wie öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad oder die
Zurücklegung des Weges zu Fuß wären in diesen Fällen vorhanden und
von den Nutzungsbedingungen her auch zumutbar", so Prof. Reinhold
Priewasser vom Institut für betriebliche und regionale
Umweltwirtschaft bei der Tagung in Linz.
Mangelnde Information
Für die Experten gibt es eine Reihe von "subjektiven" Gründen,
warum trotzdem viele Autolenker nicht auf ihren privaten fahrbaren
Untersatz verzichten wollen. Mangelnde Information über die
vorhandenen Alternativen sei einer dieser Gründe, so Priewasser,
"etwa über Fahrzeiten, Tarife und Strecken bei öffentlichen
Verkehrsmitteln".
Auto gilt als bequemer
Weiters schätzen offensichtlich viele Leute die "Qualität" der
öffentlichen Verkehrsmittel negativ ein, dies gilt im besonderen für
den Faktor "Bequemlichkeit". Schließlich gebe es auch einen
beträchtlichen Teil von Autofahrern, die weder objektive noch
subjektive Gründe angeben können, warum sie nicht auf öffentliche
Verkehrsmittel umsteigen. Priewasser: "Deren Verhalten lässt sich
wohl am besten mit Gewohnheitshandeln erklären".
Als Konsequenzen sehen die Experten einerseits die Verbesserung
der Verkehrsinfrastruktur im öffentlichen Sektor an, aber auch die
"gezielte Beeinflussung" der Verkehrsteilnehmer durch eine
entsprechende Informationspolitik sowie durch eine "kundenorientierte
Angebots- und Tarifgestaltung speziell im öffentlichen Verkehr".
Benützung des Fahrrads hängt von der Qualität des Radwegenetzes ab
Was das Fahrrad anlangt, so wäre ebenfalls durch eine bessere
"Infrastruktur" der Umstieg vieler Pkw-Freaks auf den Drahtesel zu
erreichen. "Klassische Fahrradstädte wie Amsterdam oder Groningen
zeichnen sich durch ein dichtes, qualitativ hochwertiges Radwegenetz
sowie durch eine verkehrsorganisatorische Bevorrechtung des
Fahrradverkehrs speziell im Kreuzungsbereich aus", so Priewasser. (APA)