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Auguste Fickert gehört zum radikalen Flügel der österreichischen Frauenbewegung.
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Statue im Türkenschanzpark des 18. Wiener Gemeindebezirks mit der Inschrift: "Voll Mut und Tatkraft hat sie ihr Leben hohen Idealen dargebracht."
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Zeitschrift "Dokumente der Frauen"
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Die Volksschullehrerin Auguste Fickert gilt als eigentliche Initiatorin der österreichischen Frauenstimmrechtsbewegung. Als nämlich 1889 das den steuerpflichtigen Frauen in Niederösterreich, Böhmen und der Steiermark seit der Verfassung von 1861 gewährte Landtags- und Gemeindewahlrecht in Niederösterreich, Böhmen und der Steiermark aufgehoben wurde, organisierte sie die erste Propaganda für das Frauenstimmrecht. Dabei vertrat sie von Anfang an den demokratischen Standpunkt des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechtes für beide Geschlechter. Ab diesem Zeitpunkt war Auguste Fickerts Engagement nicht mehr zu stoppen. Ihr Ziel - die politisch bewusste, gleichberechtigt in der Gesellschaft mitarbeitende Frau - verfolgte sie mit Vehemenz.

Allgemeiner Österreichischer Frauenverein

Diese Intention führte zur Gründung des "Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins" am 18. Januar 1893 gemeinsam mit Rosa Mayreder, Maria Schwarz, Marie Lang und Marianne Hainisch, dessen Präsidentin sie wurde. Innerhalb der Frauenbewegung dieser Zeit waren die Forderungen radikal: absolute staatsbürgerliche Gleichstellung, die Zulassung zu allen Bildungsstätten - auch der Universitäten, den sie auch durchkämpft - und gleichen Berufsmöglichkeiten für Frauen bei gleichem Lohn. Fickert setzte sich für die Rechte von Beamtinnen, Dienstbotinnen und Prostituierten ein und initierte 1895 die erste Frauenrechtsschutzstelle Österreichs für Frauen ohne bzw. mit nur geringem Einkommen. Auch wenn der Frauenverein sich als parteipolitisch unabhängig deklarierte, arbeiteten die Frauen phasenweise mit den Sozialdemokratinnen zusammen, was ihnen mit dem bürgerlich-christlichen Lager der Frauenbewegung ideologisch nicht möglich war.

"Dokumente der Frauen" und "Neues Frauenleben"

1899 gründete Auguste Fickert zusammen mit Marie Lang und Rosa Mayreder eine eigene Zeitschrift, die "Dokumente der Frauen", in denen politische, juristische und psychoanalytische Fragen der Frauenbewegung diskutiert wurden. Nach der Einstellung der "Dokumente" gab sie zwischen 1902 und 1918 die Zeitschrift "Neues Frauenleben" heraus:

"Diese Zeitschrift (...) ist allen kämpfenden Frauen gewidmet. Sei es der Kampf um des Lebens Nothdurft oder der Kampf um das höchste gut des menschlichen Daseins, das Ringen nach Erkenntnis - er wird ohne Menschenfurcht und unermüdlich geführt werden. Alle, die mühselig und in harter Arbeit ihr tägliches Brot verdienen, sollen aus diesen Blättern Hoffnung und Erquickung schöpfen bei dem Gedanken an die strebende Frauenwelt, welche nach neuen Daseinsbedingungen sucht, nach einer Gesellschaftsordnung, die dem Individuum Raum zur Entfaltung und dem Schwachen Schutz bietet..." (Einleitung zur ersten Ausgabe, Wien 14.1902)

Gegen Antisemitismus und Katholizismus

Sozial aufs Äußerste engagiert und "komromisslos aktiv, wenn es gilt, Unrecht aufzudecken" (Hertha Kratzer), so kann die Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Auguste Fickert beschrieben werden. Unermüdlich sprach sie bei den Behörden vor (die sie ebenso fürchteten wie achteten), reichte Beschwerden und Petitionen ein, auch für Belange, die nicht unbedingt mit der Frauenfrage verknüpft waren. Die antisemitischen Tendenzen der Christlichsozialen unter Bürgermeister Karl Lueger kritisierte sie heftig und ihre Polemik richtete sich gegen das Heucheln der katholischen Kreise. Sie selbst trat übrigens aus der Kirche aus, ein Skandal für eine Lehrerin zu dieser Zeit.

Noch kurz vor ihrem Tod initiierte sie den "Heimhof", eine genossenschaftlich organisierte Siedlung für berufstätige Frauen mit zentraler Küche und Gemeinschaftsraum, dessen Eröffnung 1911 sie nicht mehr erleben durfte.

Auguste Fickert starb am 9. Juni 1911 in Maria Enzersdorf. (dabu)