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Damen-Rennsportleiter Herbert Mandl

Foto: APA/ Jaeger
Sölden - Herbert Mandl (41), der Karl Frehsner als Cheftrainer der österreichischen Skidamen ablöste, hat 1985 als Nachwuchsbetreuer beim österreichischen Skiverband begonnen. Der in Innsbruck lebende Niederösterreicher war fünf Jahre lang Cheftrainer der Norwegerinnen, kehrte 1998 zum ÖSV zurück, übte dann mit den schnellen Damen und zuletzt mit der RTL-Super-G-Gruppe der Herren.
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Wie hat sich der Jobwechsel ergeben? Waren Sie gleich Feuer und Flamme? Mandl: Nach Ostern ist Alpinchef Hans Pum an mich herangetreten, er hat mich ein wenig überreden müssen. Die Herren hab' ich mit einem weinenden Auge verlassen, wir hatten viel erreicht. Aber der neue Job ist eine Herausforderung, ich will mit den Damen Ähnliches gewinnen.
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Wie würden Sie Ihre Aufgabe definieren? Stehen Sie nach wie vor regelmäßig am Pistenrand? Mandl: Das direkte Training steht nicht im Vordergrund. Ich arbeite mehr im Hintergrund, führe die Trainercrew. Da haben mir die Jahre in Norwegen viel gebracht, im Ausland lernt man am meisten. Dort bist du auch als Cheftrainer oft auf dich allein gestellt, schließlich hat kein anderer Verband solche Strukturen wie der ÖSV.
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Wo haben Sie den Hebel angesetzt? Was hat sich unter Ihrer Führung bis jetzt schon verändert? Mandl: Ich habe den einzelnen Gruppentrainern mehr Kompetenz und Verantwortung gegeben, nehme mich selbst bewusst zurück. Wenn man die Kommunikation in der Crew aktiviert, sorgt das für ein besseres Klima. Ich lasse auch die arrivierten Läuferinnen in der Trainingsplanung mitreden, da gibt es schon eine Art Selbstbestimmung. Die Läuferinnen sollen das, was sie tun, gerne tun. Ich forciere individuelle Stärken.
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In der jüngeren Vergangenheit sind Siege praktisch ausschließlich auf das Konto von nur zwei Läuferinnen gegangen. Ist auch heuer vor allem mit Michaela Dorfmeister und Renate Götschl zu rechnen, oder werden andere nachrücken? Mandl: Die Meissnitzer hatte nach einer Verletzung viele Rückfälle, jetzt ist sie wieder erstarkt und eine große Hoffnung. Im Riesenslalom haben sich viele technisch verbessert, und das ist auch die Basis für die schnellen Disziplinen. Wir haben viele junge Läuferinnen aus dem Europacup dazubekommen, fünf Technikerinnen und drei Abfahrerinnen. Ich hoffe, dass wir geschlossener auftreten als zuletzt. Im Riesenslalom haben wir momentan nur drei unter den besten 20, im Slalom mit der Raich gar nur eine.
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Haben Sie sich spezielle Ziele gesetzt für die Saison, deren Höhepunkt die WM in St. Moritz darstellt? Mandl: Klar würden wir in einer WM-Saison nicht gut aussehen ohne Medaille. Vor allem aber wollen wir den Gesamt-Weltcup verteidigen und mehr Einzelsiege feiern als in der vergangenen Saison. Da waren es nur neun, inklusive zwei Kombinationen.
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Wie sehr stört Sie die Einführung der 30er-Regel in den Speed-Disziplinen? Mandl: Wir jammern weniger als die Herren. Bei den Damen ist der Pistenverschleiß geringer und die Dichte geringer. Da ist die 20. der Welt kaum in der Lage, ein Rennen zu gewinnen, selbst wenn sie die beste Startnummer hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2002, Fritz Neumann)