Washington - Eine ganze Armee aus Polizisten und Sicherheitskräften jagt derzeit den gefürchteten Heckenschützen im Großraum Washington. Sogar das Verteidigungsministerium stellt Spezialflugzeuge für die Fahndung bereit. Doch auch der geballte Einsatz staatlicher Machtmittel kann nicht garantieren, dass der Gesuchte schnell zur Strecke gebracht wird. Die Vergangenheit lehrt zwar, dass die meisten Serienmörder zuletzt doch gefasst werden. Aber oft vergehen Jahre und Jahrzehnte, bis es soweit ist. So dauerte es 17 Jahre, bis der Unabomber verhaftet wurde. Bis zur Ergreifung des "Green River Killers", der im Staat Washington zwischen 1982 und 1984 insgesamt 49 Frauen, zumeist Prostituierte, ermordete, verging noch mehr Zeit. Erst im vergangenen Jahr wurde ein Anstreicher aus Seattle verhaftet, der zwar schon 1984 unter Verdacht stand, aber erst jetzt auf Grund von Fortschritten in der DNS-Analyse wegen dringenden Tatverdachts in zumindest vier Fällen dingfest gemacht werden konnte und derzeit auf seinen Prozess wartet. Oder etwa "Son of Sam" David Berkovitz, der über einen Zeitraum von 13 Monaten in New York sechs Menschen umbrachte und auf sieben weitere schoss, bevor die Polizei ihm 1977 die Handschellen anlegte. Einige werden nie gefasst Einige Serienmörder wurden sogar nie gefasst. So beispielsweise der "Tierkreiszeichen-Mörder", der Ende der sechziger Jahre die Bewohner von San Francisco in Angst und Schrecken versetzte. Auch der Heckenschütze, der zwischen 1983 und 1984 rund um Pennsylvania Station in New York auf sieben Menschen schoss und einen davon tötete, konnte unerkannt abtauchen. Gerade Heckenschützen sind schwieriger zu fassen als andere Mörder, da sie aus größerer Entfernung zuschlagen, ihre Opfer zumeist willkürlich auswählen und im Allgemeinen weniger Spuren hinterlassen. Dennoch glaubt der Kriminalpsychologe Eric Hickey aus Kalifornien, dass der Heckenschütze von Washington gefasst wird - und zwar bald. Allerdings zu einem hohen Preis. "Ich hasse es zu sagen, aber jedes Mal, wenn er auf jemanden schießt, bringt er uns näher auf seine Fährte." Hickey schätzt, dass etwa drei Viertel aller Fälle in den USA, die Heckenschützen zugeschoben werden, aufgeklärt wurden. "Angesichts der Häufigkeit, mit der er (der Heckenschütze von Washington) zuschlägt, wird er gefasst", glaubt der Professor. "Es sei denn, er versteckt sich für eine Weile." Und genau das erwartet Hickeys Kollege Tod Burke, ein Kriminologe aus Virginia. Er verweist darauf, dass Unabomber Theodore Kaczynski sechs Jahre abtauchte, bevor er wieder seine Briefbomben verschickte. "Serienmörder hören nicht auf, es sei denn, sie werden dazu gezwungen", erklärt Burke. "So können sie beispielsweise wegen eines anderen Verbrechens im Gefängnis landen. Manchmal sterben sie auch. Oder diese Person begeht Selbstmord, und man erfährt nie, dass es sich um einen Serienmörder handelte." (APA/AP)