Angola
Dollar-Milliarde aus Angolas Budget "verschwunden"
IWF konstatiert mangelnde Transparenz bei Finanzgeschäften
Johannesburg/Luanda - Aus Angolas Staatskassen sind nach
einem vertraulichen Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF)
allein im vergangenen Jahr eine Milliarde Dollar (1,027 Mrd. Euro)
"verschwunden". Für den Zeitraum 1997 bis 2001 seien es sogar
insgesamt 4,3 Milliarden Dollar gewesen, berichten Südafrikas
Sonntagzeitungen unter Hinweis auf bekannt gewordenen Teile des
IWF-Berichts. Die Informationen kommen zu einer Zeit, in der rund
8500 Tonnen dringend benötigter Nahrungsmittelhilfe für die hungernde
Bevölkerung wegen unbeglichener Rechnungen in Angolas Häfen seit
Wochen festgehalten werden. Der Regierung des afrikanischen Landes bescheinigt der IWF nach
den Berichten wenig Fortschritte bei der Bekämpfung von Korruption
und mangelnder Transparenz bei Finanzgeschäften. Vor allem die
staatliche Ölgesellschaft Sonangol - die mit mehreren internationalen
Konzernen bei der Ausbeutung der Erdölfelder vor Angolas Küste
zusammenarbeitet - wird vom IWF heftig kritisiert. So stimmten ihre
deklarierten Einkünfte nicht mit ihrem Anteil an den Erlösen aus dem
Öl-Geschäft überein. Außerdem werde das Geld entgegen bestehender
Gesetze an der Zentralbank vorbei kanalisiert. Die angolanische
Regierung wies die Anschuldigungen zurück.
Nigeria ablösen
Angola ist angesichts seiner enormen Erdöl-Reserven dabei, Nigeria
als größten Ölproduzenten der Sahara abzulösen. Das Land, das gerade
einen 27 Jahre dauernden Bürgerkrieg beendete, hat trotz seines
Reichtums an Öl und Diamanten große Probleme bei der Ernährung seiner
Bevölkerung. Vor allem kriegsbedingt hängen fast zwei Millionen der
rund zwölf Millionen Angolaner von Nahrungsmittelhilfe ab.
Seit Anfang September liegen nach Angaben des
Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) dringend
benötigte Hilfsgüter in drei Häfen des Landes fest. WFP-Sprecher
Marcelo Spina-Hering machte unbezahlte Abfertigungsgebühren dafür
verantwortlich und erklärte Journalisten: "Es ist nicht das WFP, das
diese Gebühren zahlt, sondern die Regierung." (APA/dpa)