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Die ÖVP setzt bei ihrem Wahlkongress in Alpbach ganz auf Wolfgang Schüssel.

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Ein Prosit auf den Wahlerfolg und auf Irland: Wolfgang Schüsel stößt mit VP-Vorstandsmitgliedern beim Bundeskongress in Alpbach mit irischem Bier auf das deutliche Ja der Iren an.

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Jugend und Beschäftigung zählten zu den programmatischen Hauptpunkten am Bundeskongress der ÖVP im schon fast winterlichen Tiroler Alpbach. Und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel stellte sich vor den auch innerparteilich beim katholischen Flügel verstohlen kritisierten Innenminister Ernst Strasser: "Er ist nicht der Antichrist" und müsse eine schwierige Gratwanderung bewältigen, lautete Schüssels Botschaft, die mit lang anhaltendem Applaus quittiert wurde. Und Josef Broukal (der eine weichere Asylpolitik gefordert hatte) ließ er ausrichten: "Vielleicht kann dieser Herr ein Wort mit seinem Bürgermeister reden. Wien hat seine Quote im Aslyantenbereich nämlich nicht erfüllt." "Positive Botschaften statt Negativkampagne" wünscht sich Schüssel. Dass er selbst vom Autor Gerhard Roth (unter dem Vorwurf der Provinzialität) als "Landeshauptmann von Österreich" bezeichnet worden war, kehrte Schüssel für sich ins Positive: "Das ist doch großartig!" Einen Seitenhieb für Alfred Gusenbauer kann er sich nicht verkneifen: "Ein guter Landeshauptmann ist bei den Menschen, wenn eine Katastrophe passiert, und nicht in Urlaub." In der Kongressdramaturgie wurde vor allem der Jugend eine wichtige Rolle eingeräumt: Am Samstag machte man Lehrling "Franky" zum Star auf der Bühne, tags darauf durfte JVP-Chefin Silvia Fuhrmann eines der vier Hauptreferate halten. Gleich nach Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, der auf dem Kongress eindeutig die Rolle des Kronprinzen (und möglichen Vizekanzlers in einer anderen Regierungskonstellation) ausfüllte. Hinter den Kulissen wurde spekuliert, ob die bis Anfang November fertig zu stellende Bundesliste der ÖVP für die Nationalratswahl noch Knalleffekte enthalten könnte. Vera Rußwurm vielleicht? "Da wäre sie aber blöd", wurde gewitzelt. Schließlich verzichte auch Broukal auf viel Geld für sein Politengagement. Spekuliert wurde weiters, ob Karl-Heinz Grasser nicht doch weiter - sozusagen mit einem parteiunabhängigen ÖVP-Ticket - Finanzminister bleiben könnte. Denn der von den Schwarzen für diese Funktion seit Jahren umworbene Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl hat immer wieder abgewunken. Trotzdem versuchte man, mit seiner Person Wirtschaftskompetenz zu signalisieren. Er meinte in seinem Referat, dass das "Unternehmertum erleichtert" werden müsse. Nur damit könne man die Arbeitslosigkeit bekämpfen. In den Arbeitskreisen (die mit parteiunabhängigen Experten bestückt waren) ließ IHS-Chef Bernhard Felderer aufhorchen, der indirekt die Budgetpläne der SPÖ kritisierte: "Eine antizyklische Budgetpolitik hat in den letzten 20 Jahren einen Konkurs hingelegt." Die Stimmung unter den Funktionären war gelöst, und die Begeisterung über Schüssel Superstar allgegenwärtig. Wolf-gang, Wolf-gang skandierten die Jungen beim abendlichen Empfang.(DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2002)