Mensch
"Alte" Organe durchaus für Transplantationen geeignet
Sogar deutlich leistungsgeminderte Organe können unter Umständen noch Leben retten - auch Teilung überlegt
Düsseldorf - Eine neue Niere, eine neue Leber - für viele
schwer kranke Patienten besteht die letzte Hoffnung in einer
Organtransplantation. Doch geeignete Spenderorgane sind rar. So
konnten im Jahre 2000 in sechs europäischen Staaten, die auf diesem
Gebiet kooperieren, nur 5.212 Organe von hirntoten Spendern
verpflanzt werden. Zugleich standen 14.237 Patienten auf der
Warteliste. Dieser Lücke im Organbedarf wollen Chirurgen durch die
Entwicklung neuer Techniken und Strategien in der
Transplantationsmedizin entgegenwirken, heißt es in der
November-Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft".Unterbewertet
"Vorhandene Organspenden besser nützen" lautet die Devise. In
diesem Sinne startete Eurotransplant, eine Stiftung, die den
Organaustausch zwischen sechs europäischen Staaten koordiniert, 1999
das Seniorenprogramm "Old for Old". Patienten über 65 Jahre sollen
Nieren von Hirntoten der selben Altersgruppe bekommen. Transplantate
von älteren Spendern gelten, genau wie junge Spendernieren, die
länger als 24 Stunden gelagert wurden, als langfristig weniger
leistungsfähig. Sie werden deshalb oft nicht verwendet. Studien der
Universität Düsseldorf konnten jedoch belegen, dass auch "alte"
Nieren nach einer Transplantation zufrieden stellend arbeiten, sofern
nicht mehr als 15 Prozent der Nierenkörperchen geschädigt sind.
Und sogar deutlich leistungsgeminderte Organe können noch Leben
retten, wenn nicht nur eine, sondern gleich beide Nieren
transplantiert werden. Mit dieser Technik gelang es Chirurgen, Organe
von bis zu 89-jährigen Spendern erfolgreich zu verpflanzen.
Geteilte Leber?
Eine bessere Nutzung vorhandener Leberspenden wollen Mediziner
durch die Verteilung einer Leber auf zwei Empfänger erreichen.
Während ein Kind den kleinen Leberlappen erhält, wird der große für
die Verpflanzung in einen erwachsenen Körper genutzt. Derzeit
untersuchen Wissenschafter außerdem, ob es möglich ist, die Leber
nicht nach ihrer Anatomie, sondern in gleich große Hälften zu teilen
und in zwei erwachsene Empfänger zu transplantieren. Sollte sich
diese Technik bewähren, würden sich die Leberspenden von Hirntoten
beinahe verdoppeln lassen.
Auch bei Lungen ist - so eine Aussendung des Wissenschaftsmagazins
- die Diskrepanz zwischen Verfügbarkeit und Bedarf problematisch. Der
Mangel an Organen hirntoter Spender hat Chirurgen dazu veranlasst,
Techniken zur Transplantation einzelner Lungenlappen von lebenden
Spendern zu entwickeln. Auf diese Weise kann gerade jungen Patienten
geholfen werden, die an der Erbkrankheit Mukoviszidose leiden. Sie
erhalten beidseitige Transplantate von zwei Spendern, die meist enge
Verwandte sind.
(APA)