Genf - Der weltweite Vormarsch von Herz- und
Kreislaufkrankheiten könnte nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation mit einfachen Verwaltungsmaßnahmen und
individuellen Anstrengungen gebremst werden. Die UN-Organisation rief
am Freitag in Genf zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen
Übergewicht, Rauchen und übermäßigen Alkoholverbrauch auf. Rund 32
Millionen Menschen in aller Welt erlitten jährlich Herzinfarkte und
Schlaganfälle, zwölf Millionen sterben daran.
Rauchen sei zu einem Fünftel für diese Krankheitsfälle
mitverantwortlich. Die am meisten verbreitete Ursache sei aber
Bluthochdruck mit knapp der Hälfte der Fälle, der oft mit ungesunder
Ernährung und Bewegungsarmut zusammenhänge. "Die weltweite
Krankheitsbelastung durch Bluthochdruck ist doppelt so hoch wie zuvor
angenommen", sagte WHO-Generaldirektoren Gro Harlem Brundtland zu dem
Bericht ihrer Organisation.
Auch in Entwicklungsländern im Anstieg
Inzwischen seien Herz-Kreislauf-Krankheiten auch in den
Entwicklungsländern auf dem Vormarsch. Die Entstehung von
Mega-Städten begünstige diese Krankheitsbilder und belaste zugleich
die staatlichen Gesundheitssysteme zusätzlich, die schon für die
Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie Malaria und Aids nicht
ausreichende Mittel hätten.
Für die reichen Länder wären Vorbeugemaßnahmen dagegen leichter zu
finanzieren: Der empfohlene Cocktail für Risikogruppen aus
Cholesterin senkenden Medikamenten, niedrig dosierten
Blutdruckmitteln und Aspirin schlage im Jahr mit 14 Dollar pro
Patient zu Buche.
Festgestellte Werte
Untersuchungen hätten aber ergeben, dass die Durchschnittswerte,
nach denen solche Medikamente verschrieben würden, zu hoch seien. So
werde Bluthochdruck mit 140/90 definiert. Je nach Land haben zehn bis
30 Prozent der Erwachsenen demnach Bluthochdruck. Als normaler
Blutdruck gilt 120/80. Dem WHO-Bericht zufolge haben aber
möglicherweise 60 Prozent der Bevölkerung weltweit einen Blutdruck,
der nicht hoch genug ist, um sie als Hochdruckpatienten einzustufen.
Zusammen mit Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und ungesunder
Ernährung sei diese Gruppe aber oft in größerer Gefahr, einen
Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, als die mit Bluthochdruck.
Die Schwelle, an der eine Behandlung begonnen werde, sollte deshalb
flexibler gehandhabt werden, hieß es. Mit dem präventiven
Medikamentenmix könnten die Todes- und Arbeitsunfähigkeitszahlen
durch Herz- und Kreislaufkrankheiten um die Hälfte gesenkt werden,
sagte WHO-Experte Christopher Murray.
... und die Konsequenz daraus
Die WHO forderte Regierungen in aller Welt auf, mehr zur
Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten zu tun. Gesundheitsbehörden
sollten bei der Lebensmittelindustrie darauf dringen, bei ihren
Produkten den Salz- und Fettgehalt zu senken. Ferner sollten die
Menschen zu mehr Bewegung ermuntert und die Tabaksteuern erhöht
werden. "Vorbeugung ist der Schlüssel dazu, die globale
Krankheitslast durch Herzinfarkte und Schlaganfälle zu senken", sagte
Brundtland.
(APA)