Wolfgang Bergmann

Foto: Standard/Cremer

STANDARD: "News" schreibt vom "blutroten STANDARD". Wann sperren wir zu?

Bergmann: DER STANDARD bleibt weiterhin schlicht rosarot. Totgesagte leben lange.

STANDARD: Warum sagt uns diese Verlagsgruppe dauernd tot?

Bergmann: DER STANDARD hat deutlicher als andere Tageszeitungen die marktzerstörerische Medienkonzentration rund um die Fusion des trend/profil-Verlags mit der Verlagsgruppe News kritisiert. Das hat uns möglicherweise dort nicht beliebter gemacht. Aufhänger für die aktuellen Berichte war aber der "Spiegel"-Bericht über Probleme der "Süddeutschen Zeitung".

STANDARD: Der Süddeutsche Verlag hält am STANDARD 49 Prozent. Zu lesen ist, man überprüft die Beteiligungen.

Bergmann: Es gibt im deutschen Sprachraum keine Qualitätszeitung, die auf den atemberaubenden Konjunktureinbruch nicht mit drastischen Maßnahmen reagieren muss. Aber erst Donnerstag hat ein Sprecher des Süddeutschen Verlags erklärt, es gebe keine konkreten Pläne, diese Beteiligung zu veräußern.

STANDARD: Was, wenn er doch verkauft?

Bergmann: Das wäre schade. "Süddeutsche" und STANDARD passen sehr gut zusammen. Aber ein Verkauf änderte nur die Eigentumsverhältnisse, würde jedoch das Tagesgeschäft des STANDARD nicht beeinflussen: Die operative Führung liegt beim Mehrheitseigentümer, Oscar Bronner und dessen Privatstiftung.

STANDARD: Was, wenn es bei der Beteiligung bleibt, aber die WAZ beim Süddeutschen Verlag einsteigt, wie spekuliert wird? Sie ist in Österreich an "Krone" und "Kurier" beteiligt.

Bergmann: Ich glaube nicht, dass das kartellrechtlich möglich wäre.

STANDARD: Die Styria Medien AG ("Kleine Zeitung", "Presse") soll Interesse haben, die 49 Prozent zu übernehmen. Bergmann: Ich bin nicht Gesellschafter und daher nicht Adressat von Angeboten.

STANDARD: Aber Sie hätten wohl davon gehört.

Bergmann: Soviel ich weiß, ist das kein Thema.

STANDARD: Mit der "Presse" betreibt DER STANDARD schon seine Hauszustellung. Über weiter gehende Zusammenarbeit wurde verhandelt.

Bergmann: Thema ist alles, was Synergien bringt - ausgenommen die Redaktionen, wo weiter uneingeschränkter Wettbewerb herrschen muss.

Neben der Hauszustellung kooperieren wir auch schon bei den Verkaufsständern am Wochenende. Natürlich wäre in vielen kaufmännischen Bereichen mehr drin. Aber nicht alles, was rechnerisch sinnvoll ist, muss es auch verlegerisch sein. Noch einen Einheitsbrei wie jetzt im Magazinmarkt will niemand.

STANDARD: Die Medienbeobachter von Focus weisen dem STANDARD auch heuer Anzeigenrückgänge aus. Sind die Daten realistisch?

Bergmann: Focus misst nur die Anzeigenflächen und zeigt dann Trends korrekt, wenn keines der Verlagshäuser die Verkaufsstrategie ändert. Beginnt eine Zeitung, Anzeigen über Rabatte zu verschleudern, kann sie laut Focus als Sieger dastehen, obwohl es sogar Umsatz verliert.

STANDARD: In den vergangenen Jahren bekam DER STANDARD - im Gegensatz zur "Presse" mit beispielsweise heuer 2,2 Millionen Euro - keine besondere Presseförderung, weil sein Anzeigenanteil zu hoch war. Da müssten wir nächstes Jahr wieder Chancen haben.

Bergmann: Leider nein. Oder Gott sei Dank: Unser Anzeigengeschäft ist nicht so weit in den Keller gefallen. Aber wir hoffen, dass in der nächsten Legislaturperiode ein Presseförderungsgesetz kommt, das den Markt nicht verzerrt und den Unabhängigen ein Leben neben den Monopolen erleichtert.

STANDARD: "News" schreibt von sieben Millionen Verlust heuer und drei im Vorjahr.

Bergmann: Das können sie sich nur aus den Fingern gesaugt haben. Tatsächlich waren es im Vorjahr zwei Millionen, heuer wird es leider ebenso viel. Aber daran sieht man auch: Mit Presseförderung hätten wir das Jahr positiv abgeschlossen.

STANDARD: Wie sieht es nächstes Jahr aus?

Bergmann: Mit unseren Reorganisationsmaßnahmen muss sich eine schwarze Null ausgehen.

STANDARD: Wo muss noch gespart werden, damit sich das ausgeht?

Bergmann: Unser Maßnahmenpaket lässt keinen Bereich aus.
(DER STANDARD, Printausgabe, 18.10.2002)