J MASCIS & THE FOG
Free So Free
(City Slang/ Virgin)

Foto: Virgin
SUPERGRASS Life On Other Planets (EMI) Die Mon Chi Chi des Rock'n'Roll erfinden zwar entgegen ersten Befürchtungen, die aufgrund des Titels ihres vierten Albums nahe liegen, weder das LSD-Schlucken neu noch den Rock. Stattdessen greifen die drei Briten in bewährter Manier heftig in die Saiten, beschäftigen dazu etwas Klavier und Orgel und vertrauen weiterhin jenem Gespür für Melodien, das man den Inselbewohnern gerne nachsagt. Keine Überraschungen, keine Durchhänger. Souverän. J MASCIS & THE FOG Free So Free (City Slang/ Virgin) Das US-Landei J Mascis aus Amherst, Massachusetts, hat mit der Band Dinosaur Jr. eine der maßgeblichsten Vorarbeiten für Grunge geleistet. Mit Hängeschultern, wehleidigem Gesang und hochgezogenen Gitarren im Geschwindigkeitsrausch bescherte er der Welt mit You're Living All Over Me oder Where You Been Meisterwerke. Seit zwei Alben nennt er sich J Mascis & The Fog, ohne dass sich das auf seinen originären Sound besonders auswirken würde. Aktuell singt er viel von "Freedom", obwohl der Neil Young-Erbe immer noch bei Muttern wohnt. Die wegen ihres hohen Niveaus kaum störende Stagnation unterbricht Mascis kaum. Am ehesten noch mit Everybody Lets Me Down , in dem ein Keyboard bislang unbekannte Welten in J's Universum erforscht. Ein Guter. KRISTOFER ÅSTRÖM & HIDDEN TRUCK Leaving Songs (Zomba) Das Vorgängeralbum des früheren Fireside-Punks Åström, Northern Blues , fiel etwas seicht und dünnhäutig aus. Nicht dass Kris jetzt plötzlich ein harter Brocken geworden wäre, aber die Band und die Songs des Schweden sind hörbar gewachsen. Klassisches Singer-Songwritertum wird mit Beserlschlagzeug, Harmonika und zurückhaltend mit Orgel oder Piano eingespielt. Der Blues als Gefühlszustand herrscht vor. Åström klingt wie der etwas weniger pessimistische Bruder von Will Oldham, und seine Coverversion von Mr. Bojangles ist eines von insgesamt zwölf Song gewordenen Anschaffungsargumenten. PUBLIC ENEMY Revolverlution
(Universal)
Das neue Album der politisch Altvorderen des HipHop ist weitgehend entbehrlich. Aber neben raren Live-Aufnahmen und einem Remix des FM 4-Mitarbeiter DJ Functionist befindet sich ein Stück so unangenehm auf Höhe der Zeit, dass es erwähnt gehört: Son Of A Bush. Nachdem Chuck D Bush Junior erklärt, wohin dieser seinen texanischen A ... bringen solle, diagnostiziert Rapper Flavour Flav schlicht: "He's the son of a bad man." Und Chuck D ruft einen älteren, Bush Senior zugedachten Public Enemy-Track in Erinnerung: Can't Trust 'Em . Gerechter Zorn. BLUE SKIED AN' CLEAR Various Artists (Black Market) Die als Doppel-CD angelegte Werkschau des deutschen Labels Morr Music erfreut mit melancholischen und poetisch anmutenden Elektronikern, die meist am Rande des Songformats arbeiten. Der Wiener B. Fleischmann sei hier stellvertretend genannt. Durchgehend hörbar, auch wenn man sich Live-Auftritte so mancher der hier versammelten Künstler lieber nicht vorstellen möchte, weil erfahrungsgemäß steif wie Fischstäbchen und fad wie Socken. T-MODEL FORD Bad Man
(Fat Possum/Edel)
Der 78-jährige Blues-Veteran aus Greenville, Mississippi, zählt zu den letzten lebenden Vertretern der großen Ära des Country Blues. Auf Bad Man führt er diese Tradition im Sinne der ganz Großen wie Robert Pete Williams, Johnny Shines und Muddy Waters fort. Lediglich mit Gitarre und Haudrauf angetan, entwickelt Ford eine archaische Ästhetik, die in ihrer Wucht ihresgleichen sucht. Und dass niemand auf die blöde Idee kommt und glaubt, hier mit neumodernem Firlefanz die Verkaufszahlen erhöhen zu müssen, hat man einen anderen "Bad Man" als zart richtungsweisenden Produzenten verpflichtet: Jim Dickinson. "This is hardcore!" (DER STANDARD, Printausgabe, 18.10.2002)