Toronto/Washington - Mit Argwohn werden in den USA
Überlegungen der kanadischen Regierung verfolgt, die Gesetze zum
Umgang mit Marihuana zu lockern. Sollte Ottawa die Pläne
verwirklichen, werde dies zu massiv verstärkten Kontrollen entlang
der gemeinsamen Grenze und zu einer deutlichen Behinderung des
Handels führen, heißt es dazu in Washington. Die Aufregung betrifft
Gedankenspiele der liberalen Regierung von Ministerpräsident Jean
Chretien, den Besitz eines Joints nur noch ähnlich zu bestrafen wie
etwa zu schnelles Fahren im Straßenverkehr.
Bereits geringe Mengen Marihuana werden streng geahndet
In den USA wird schon der Besitz einer geringen Menge Marihuana
streng geahndet. Drogenexperten in den USA befürchten, dass eine
Liberalisierung der Marihuana-Gesetzgebung in Kanada den
Rauschgiftkonsum südlich der Grenze und den Drogenschmuggel in beiden
Staaten steigern würde. "Wir haben vor, unsere Bürger zu schützen.
Wir hätten keine andere Wahl", sagt John Walters, Direktor der
US-Behörde für Nationale Drogenkontrolle.
In Kanada sind Anbau und Verarbeitung von Hanf erlaubt
Im Gegensatz zu den USA sind in Kanada Anbau und Verarbeitung von
Hanf - Cannabis, das nur Spuren der Rausch erzeugenden Substanz
enthält - erlaubt. Im vergangenen Jahr gab Kanada Grünes Licht für
ein medizinisches Programm, das es bestimmten schwer kranken Menschen
gestattet, Marihuana anzubauen und zu besitzen. Das Rauschmittel
lindert nach den Erfahrungen Betroffener Schmerzen und andere
Krankheitssymptome sowie Nebenwirkungen von Arzneien und
Chemotherapie wie Übelkeit. Ein kanadischer Senatsausschuss hat die
völlige Legalisierung von Cannabis gefordert und geht damit über die
von der Regierung erwogene Entkriminalisierung des Konsums hinaus.
Acht Staaten wollen medizinischen Gebrauch von Marihuana zuzulassen
In den USA haben acht Staaten Schritte eingeleitet, den
medizinischen Gebrauch von Marihuana zuzulassen: Kalifornien,
Washington, Oregon, Alaska, Hawaii, Maine, Nevada und Colorado. Das
Oberste Gericht der USA hat jedoch entschieden, dass die strengen
Bundesgesetze keine Ausnahmen zulassen. Dies bedeutet, dass selbst
Kranke in Staaten, die ihnen den Konsum von Marihuana zu
medizinischen Zwecken gestatten, mit einer Festnahme rechnen müssen.
Bereits jetzt ist Kanada eine wichtige Quelle für das in den USA
konsumierte Cannabis. Schmuggelware mit exotischen Namen wie "B.C.
Bud" oder "Quebec Gold" im Wert von Hunderten Millionen Dollar findet
südlich der Grenze zufriedene Abnehmer. Eine Entkriminalisierung
würde die Verfechter der harten Linie in den USA vor weitere Probleme
stellen. (APA/AP)