Starbuck - Holger Meins
Gezeigt am 19.10. um 20.30 Uhr im Stadtkino und am 21.10. um 11.00 Uhr im Metro im Rahmen der Viennale

Foto: Viennale
"Starbuck war ein langer, ernster Mann, und obwohl er an einer eisigen Küste geboren, schien er wohlgeeignet, Tropenhitze zu ertragen, denn sein Fleisch war so hart wie doppeltgerösteter Schiffszwieback." (Herman Melville, Moby Dick ) Als Holger Meins am 9.11. 1974 in der Justizvollzugsanstalt Wittlich im Rahmen eines Hungerstreiks an Herzstillstand, provoziert durch extreme Auszehrung, verstarb, wussten nur noch wenige, dass damit auch ein Filmemacher gestorben war. Bewusst wurde das den meisten erst, als Danielle Huillet und Jean-Marie Straub ihrem Moses und Aaron die Widmung "Für Holger Meins J-M.S. D.H." voranstellten - was 1975 für einen massiven Medienskandal sorgte - und darauf hinwiesen, dass dies nur eine Erinnerung an einen Kollegen sei. Ein Kollege, erst einmal bloß ein Filmstudent, der letztendlich nur drei kurze Filme realisieren konnte, von denen zwei, BZ ins Klosett und Herstellung eines Molotow-Cocktails als verschollen gelten; zwei weitere blieben unvollendet. Außerdem war Meins als Kamera- oder Tonmann unter anderem an Filmen von Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Helke Sander sowie Gerd Conradt beteiligt und ist etwa in Filmen von Thomas Mitscherlich und Claudia von Alemann zu sehen. Sein einziges erhaltenes Regiewerk ist Oskar Langenfeld (14x) , den die Viennale nun ebenfalls zeigt. Gerd Conradt und Hartmut Jahn realisierten 1982 Über Holger Meins, Ein Versuch, Unsere Sicht heute. Conradts Starbuck - Holger Meins , Porträt einer filmemachenden RAF-Ikone, ist die Fortsetzung dieser ersten (halb) eigenen Annäherung - vor allem ist es ein eigenständiger Versuch über das Vergehen der Zeit, darin der Stasis des Mythos wie der Erinnerung. Inzwischen ist Holger Meins zum Katalysator einer ganzen Generation geworden. Starbuck - Holger Meins erzählt denn auch eigentlich nur am Rande von Meins selbst, und was er da auch über die RAF sagt, ist zum Teil altbekannt, zum Teil so kryptisch, dass es eines veritablen Spezialisten bedarf. Sein eigentliches Thema sind die so genannten 68er, im Fall der im Film zu Wort gebetenen Personen primär gesellschaftlich Arrivierte, Konsolidierte. Die Analyse muss vom Zuschauer kommen, die manchmal recht sentimentalen Protagonisten bieten gerade mal das Rohmaterial - gestellt wird implizit immerhin die eine essenzielle Frage, nicht: Was hat es gebracht? Sondern: In welchem Verhältnis steht die Vergangenheit zur Gegenwart, der Traum zur Realität? (DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002)