Terrorakt sei mit Unterstützung von lokalen Helfern verübt worden - Zwei Bombenanschläge auf den Philippinen
Redaktion
,
Für Indonesiens Polizei war es
so etwas wie der Beginn einer
neuen Zeitrechnung: General
Saleh Saaf, der Sprecher der
nationalen Polizei, gab am
Donnerstag in Jakarta die erste
öffentliche Erklärung über eine direkte Verbindung des
Terrornetzwerks El Kaida mit Indonesien ab.
Vom Polizeichef bis zu einzelnen Ministern monatelang
stets zurückgewiesen, hatten
sich die Angaben des US-Geheimdienstes am Ende doch
bestätigt: Indonesische Polizeibeamte befragten in den
USA selbst jenen Mann, der
sich als regionaler Führer der
El Kaida in Südostasien bezeichnete und vergangenen
Juni in einer Moschee in Bogor, 60 Kilometer südlich von
Jakarta, festgenommen und
gleich an das US-Militär ausgeliefert worden war.
Omar al-Faruq, ein 31-jähriger Kuwaiter, habe gegenüber
den indonesischen Ermittlern
eine Reihe von Sprengstoffattentaten auf der Hauptinsel
Java zugegeben, sowie zwei
Mordversuche gegen Indonesiens Präsidentin Megawati,
sagte der Polizeisprecher. Die
Terrororganisation El Kaida rückte indes auch bei den Ermittlungen zum Bombenanschlag auf den "Sari Club" in
dem Ferienort Kuta weiter in
den Mittelpunkt. Auf Bali gab
Sicherheitsminister Susilo
Yudhoyono an, der Anschlag
sei möglicherweise von sieben
bis acht Ausländern verübt
worden, die zwei Tage vor der
Tat eingereist wären. Die
Ausländer könnten von Indonesiern unterstützt worden
sein.
Im Ferienort Kuta, wo weitere Leichenteile aus dem
Schutt des Nachtklubs geborgen wurden, nahm Australiens Premier John Howard an
einem Gedenkgottesdienst für
die mehr als 180 Toten teil.
"Der barbarische Akt hat eine
Nation in ihrem Innersten erschüttert", rief Howard aus.
Der angebliche Führer der
Jemaah Islamiyah, der indonesische Koranlehrer Abu Bakar Baayir, den die USA ebenfalls als möglichen Drahtzieher des Anschlags auf Bali sehen, kündigte derweil einen
Zerfall der indonesischen Regierung an, sollte sie sich dem
Druck der USA beugen. Er rede nicht von einem gewaltvollen Aufbegehren, "sondern
von einer friedlichen Mobilisierung aller Indonesier", sagte Bashir der spanischen Zeitung El Mundo.
Abu-Sayyaf-Anschlag
Die Befürchtung, dass der
Anschlag auf der Touristeninsel Bali nur ein Anfang für eine Serie weiterer Terrorakte in
der Region sein könnte, bestätigte sich am Donnerstag: In
der südphilippinischen Hafenstadt Zambaonga explodierten innerhalb weniger
Minuten zwei Bomben in Geschäftsstraßen, eine dritte
konnte von der Polizei entschärft werden. Bei dem Anschlag starben fünf Menschen,
mehr als hundert wurden
verletzt. Die Behörden vermuten als Urheber die Abu-
Sayyaf-Gruppe, der ebenfalls
Verbindungen zu El Kaida nachgesagt werden.(DER STANDARD, Printausgabe, 18.10.2002)
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