Damit alles besser bleibt: So hofft es der ORF in seiner jüngsten Werbekampagne, und so hofft es auch die ÖVP. Es muss besser bleiben für den Kanzler der Volkspartei, der seinen Abstand in den Sympathiewerten zum SPÖ-Herausforderer Alfred Gusenbauer stabil halten will. Mit dem plötzlichen Auftauchen des ORF-Spitzenmannes Josef Broukal könnte diese Konstante aber erstmals seit Wochen in Bewegung geraten. Natürlich wird der Newswert, dass Österreichs bekanntester TV-Moderator nun für die SPÖ spricht, nach wenigen Tagen verpuffen. Der Umstand aber, dass der SPÖ-Chef in der Lage war, dem ORF seinem besten Frontmann wegzunehmen, um ihn unter seiner Führung arbeiten zu lassen, wertet natürlich den Headhunter Gusenbauer auf und bringt ihm einige wichtige Kompetenzpunkte. Kanzler Schüssel bleibt mit seinem Amtsbonus freilich noch unerreichbar.Der ÖVP-Chef startete in diesen Wahlkampf auf hohem Niveau. Auf dem Kanzlerpodest mit breitem Bekanntheitsgrad. Eigentlich optimal. Nach oben bleibt aber nur noch wenig Spielraum. Viel besser wird's nicht. Schüssel muss sich bemühen, das Niveau zu halten. Er muss auf Stabilität und Berechenbarkeit setzen und kann im Gegensatz zu Gusenbauer Spektakuläres nicht gebrauchen. Alfred Gusenbauer profitiert in der jetzigen Phase des Wahlkampfes davon, dass die Scheinwerfen auf ihn gerichtet sind und jede seiner Bewegungen genau beobachtet wird. Die Persönlichkeitswerte liegen zwar noch immer im Souterrain der Umfrageforschung: Unsympathler, Apparatschik, Kühlschrank. Aber jede positive Aktion bedeutet Pluspunkte auf der Sympathieskala. Gusenbauer hat - und das ist seine Chance im Wettbewerb gegen Schüssel - noch viel Luft nach oben. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2002)