Die deutschen Zeitungs- und Fernsehkonzerne wollen nach drastischen Einschnitten gestärkt aus der Krise hervor gehen. "Die Branche hat zehn Jahre lang schönes Wetter gehabt", sagte der Geschäftsführer des Holtzbrinck-Verlages, Rolf Grisebach, am Mittwoch auf den Münchner Medientagen. Kostenanpassungen seien daher in vielen Fällen recht einfach gewesen. Nach Einschätzung der Unternehmensberatung Roland Berger müssen sich die Medienkonzerne jetzt mit neuen Strukturen für zukünftiges Wachstum rüsten.

Die Suche nach Auswegen aus der Krise gehört zu den wichtigsten Themen auf den Medientagen. Auf dem größten deutschen Branchentreff werden bis Freitag mehr als 4.000 Medienexperten und Journalisten erwartet.

Die Krise bei den Printmedien in Deutschland ist nach Einschätzung der Verlage in erster Linie ein vorübergehendes Problem. "Die Zeitungen waren in den vergangenen Jahren in ihrer Anzeigenentwicklung immer ein Spiegelbild der konjunkturellen Verhältnisse", sagte Hans Gasser, Geschäftsführer bei der "Süddeutschen Zeitung".

"Die Verlage müssen mehr anbieten als ein Stück Papier"

Auch "Brigitte"-Geschäftsführer Volker Breid sprach von einer "temporären, konjunkturbedingten Krise". Allerdings müssten die Verlage auch auf den laufenden Strukturwandel reagieren. Um den Anzeigenschwund zu stoppen, sollten die Verlage den Lesern nach Ansicht von Holtzbrinck-Manager Grisebach Zusatzangebote bieten. "Die Verlage müssen mehr anbieten als ein Stück Papier." Ein gutes Beispiel sei die Vermittlung zwischen Anzeigenkunden, beispielsweise bei Heiratsanzeigen.

Durch den Einbruch bei den Anzeigen sind viele große Verlage in die roten Zahlen gerutscht. In den vergangenen Monaten kündigten insbesondere die Tageszeitungen den Abbau von Hunderten Arbeitsplätzen an. Gerade die Qualitätszeitungen wie "SZ" und "FAZ" seien die Nutznießer des Booms der Jahre 1998 bis 2000 gewesen, sagte "SZ"-Geschäftsführer Gasser. In der Folge hätten sie umfangreiche Investitionen getätigt sowie Ressorts und Umfänge aufgestockt. (APA/dpa)