Einheiten der Sfor-Schutztruppen haben am Wochenende im Nordosten Bosniens eine Waffenfabrik durchsucht. Den Betreibern des Orao-Werks in Bijeljina wird vorgeworfen, militärisches und technisches Zubehör an den Irak geliefert zu haben.

Sfor-Sprecher Yves Vanier wollte sich zu den Ergebnissen der Durchsuchung am Montag nicht äußern. Bei der dreitägigen "Inspektion" habe es sich auch "nicht um eine Razzia", sondern um eine "reguläre Aktion im Rahmen unseres Auftrags" gehandelt.

Seit ihrer Entsendung nach Bosnien Anfang 1996 hatten Sfor-Einheiten die Fabrik bei ihren Patrouillen in der Region jedoch regelmäßig ausgelassen. Erst nachdem die US-Botschaft in Sarajewo im September das bosnische Außenministerium von möglichen Kontakten der Orao-Geschäftsführung zu Saddam Hussein informierte, geriet das Werk ins Visier der internationalen Schutzmacht in Bosnien. Genauere Informationen über die Art der gelieferten Ausrüstung machte die US-Botschaft allerdings nicht.

Die bosnisch-serbische Führung um den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic hatte die Fabrik nach Ende des Bosnien-Krieges von ihrem ursprünglichen Standort in der Nähe von Sarajewo nach Bijeljina verlegen lassen, das auf dem Territorium der Republika Srpska liegt. Schon seit Jahrzehnten produziert und exportiert Orao Zubehör für Militärflugzeuge, auch Mechaniker und Techniker werden hier ausgebildet. Eine Kommission der Republika Srpska erklärte, dass sich die Orao-Geschäftsführung keiner Verstöße gegen das UN-Embargo gegen den Irak schuldig gemacht habe. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2002)