Frauenrechte als Kriegslegitimation in den MedienReferentinnen: Elisabeth Klaus und Susanne Kassel Das Bild des kriegerischen Mannes und der friedliebenden Frau wurde bereits in den ersten Jahren der Frauenforschung in seiner Konstruktionsverhaftung demontiert. Die dualistische Konstruktion der Geschlechter hatte in diesem Zusammenhang für die Frauen eine eher positiv konnotierte Position reserviert, bis in der Diskussion der Begriff "Mittäterinnenschaft" eingebracht wurde. Im Fokus der Analysen standen und stehen bis heute jedoch die Auswirkungen von Kriegen für Frauen (und Kinder), die Gewaltbereitschaft der Männer sowie die daraus folgenden Konsequenzen. Wie interkulturelle Verschiebungen auf der weltpolitischen Entscheidungsebene zu vielfältigen Konfliktfeldern führen, zeigte sich in den letzten Jahren nur allzu oft: von den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien bis zur Nahost-Krise und den kriegerischen Interventionen der USA in Afghanistan. Die Ringvorlesung möchte zwei bislang eher getrennt diskutierte Phänomene zusammenführen: zum einen die Achse der Analyse von religiösen Implikationen von Kriegen, zum anderen die Achse der Perspektiven der Geschlechterforschung zum Themenbereich "Krieg" mit den damit implizierten Gewalt- und Herrschaftsverhältnissen. Die erste Veranstaltung fokussiert höchst aktuelle Befunde zur medialen Instrumentalisierung in Zusammenhang mit der Kategorie "Geschlecht". Anhand von Beispielen aus der Kriegsberichterstattung zeigen Elisabeth Klaus und Susanne Kassel von der Universität Göttingen, dass sich Frauenrechte in den letzten Jahren als ein wichtiger Aspekt der medialen Kriegslegitimation erwiesen haben und zur Konstruktion eines grausamen und unzivilisierten Feindes instrumentalisiert werden. In demokratisch geführten Staaten sind Medien als Faktor der öffentlichen Meinungsbildung wesentlich an der unerlässlichen konsensuellen Festlegung der Politik beteiligt. In Kriegszeiten, so zeigen die Ergebnisse im Forschungsbereich "Medien und Krieg", verengt sich jedoch der Meinungskorridor und es besteht die Gefahr, dass Medien zur Schaffung eines polarisierten Weltbildes beitragen. Dabei wird – wie wir im Rahmen einer Studie zum deutschen Kriegsdiskurs im Kosovokrieg gezeigt haben – der Zusammenhalt und die Homogenität der eigenen Gesellschaft durch Abgrenzung von einem Fremden, Anderen betont. Über Feindbildkonstruktionen werden so eine hegemoniale Deutung der Ereignisse und eine weitgehend geteilte Selbstwahrnehmung geschaffen, die militärische Lösungen legitimiert. Die These von Klaus und Kassel ist, dass Frauenrechte in diesem Rahmen zunehmend von den Medien selektiv thematisiert und in die dualistische Konstruktion von Freund- und Feindbildern eingebunden werden. Dabei handelt es sich nicht um eine originäre Sorge um den Missbrauch oder die Misshandlung von Frauen, sondern um eine Instrumentalisierung ihrer berechtigten Anliegen. Anhand von drei Kriegsereignissen wird dieser These nachgespürt, wobei vor allem Titelbilder und -geschichten aus den führenden deutschen Wochenzeitungen und politischen Magazinen dafür empirisches Anschauungsmaterial liefern. (red)