Nach Gesprächen zwischen Vorstand und Gewerkschaften zeichnen sich erste "Entspannungssignale" ab
Redaktion
,
Wien - Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wird nach
48-stündiger Pause wieder verhandelt. Am Mittwoch wurden die Proteste
zwar ausgeweitet: Wie von der Gewerkschaft angekündigt, haben nach
den Lokführern nun auch die Werkstättenbediensteten nur noch "Dienst
nach Vorschrift" geleistet. Nach informellen Gesprächen zwischen
Vorstands und Gewerkschaft sind aber beide Seiten nun offensichtlich
doch um eine Lösung des Konflikts bemüht. Weitere Gespräche sind
geplant. Kommt es zu keiner Einigung, soll ab morgen, Donnerstag, das
gesamte Personal des Personen- und Güterverkehrs Überstunden
boykottieren. Am Mittwoch sind erneut rund 100 Wiener Schnellbahnen
stillgestanden. Eine Ausweitung der Ausfälle droht am Freitag.
Entspannung
ÖBB-Vorstand Rüdiger vorm Walde sieht nach den Gesprächen
allerdings bereits erste Zeichen der Entspannung. "Die Gespräche
laufen jetzt. Eine Rückkehr zeichnet sich ab", sagte Vorm Walde am
Mittwochnachmittag. Auch der Vorsitzende der
Eisenbahner-Gewerkschaft, Wilhelm Haberzettl, gab sich am Mittwoch
konstruktiv: "Wir haben vereinbart, im Gespräch zu bleiben und über
einen möglichen Kompromiss nachzudenken.". Die geplante Ausweitung
der Proteste auf den gesamten Personen- und Güterverkehr bleibe aber
vorerst "auf Schiene", sagte Haberzettl.
Telefonauskunft verstärkt
Die Unternehmensleitung versicherte jedoch, dass sich die
Ausfälle, selbst wenn es zu einer weiteren Ausweitung des
Überstunden-Boykotts kommen sollte, am Donnerstag weiter im Rahmen
halten würden. Kommt es am Donnerstag aber erneut zu keiner Einigung,
sei ab Freitag eine Beeinträchtigung des Fernverkehrs nicht mehr
auszuschließen, so das Management. Die ÖBB haben ihre Telefonauskunft (Tel.Nr. 05/1717) verstärkt. In
Wien akzeptieren die Wiener Linien seit Montag auch Fahrscheine der
ÖBB. Im Großraum Wien haben die ÖBB Busse als Schienenersatzverkehr
eingesetzt.
"Dienst nach Vorschrift"
Die Eisenbahner protestieren mit dem "Dienst nach Vorschrift"
gegen einen ihrer Ansicht nach massiven Überhang an Überstunden im
Lokführerbereich. Außerdem will die Belegschaft ein derzeit
diskutiertes Maßnahmenpaket verhindern, mit dem das Management den
Personalabbau vorantreiben und einzelne Unternehmensbereiche
ausgliedern will. Bis 2007 sollen rund 7.000 der derzeit 47.000
ÖBB-Mitarbeiter abgebaut werden.
Zum Abbau der Überstunden verlangt die Gewerkschaft die Erhöhung
des Ausbildungskontingents für die Lokführer und, dass die
ausgebildeten Lehrlinge im Unternehmen behalten werden. Eine Einigung
darüber habe es noch nicht gegeben. "Ich glaube aber, dass Vorm Walde
begriffen hat, wie wichtig uns die Lehrlinge sind", unterstrich
Haberzettl.
Kompromiss in "allgmeiner Formulierung"
Was das Reformpaket betrifft, meinte der Eisenbahner, die
Gewerkschaft werde im Hinblick auf die Liberalisierung grundsätzlich
"Veränderungen" bei den ÖBB nicht verhindern. Der Kompromiss könnte
nun statt der laufenden konkreten Diskussion über Lohnsenkung,
Personalabbau und Ausgliederungen eine "allgemeine Formulierung" über
die künftige Zielsetzung der ÖBB sein. Teil dessen müsse aber auch
eine Zusicherung des Managements sein, "deutliche Signale in Richtung
Marktoffensive" zu setzen, forderte der Gewerkschafter.
ÖBB-General Vorm Walde wollte zu den laufenden Verhandlungen keine
Stellungnahme abgeben. Ob sich bereits eine Einigung abzeichne,
wollte er nicht kommentieren. Noch Mittwoch Abend oder Donnerstag Vormittag
wollen Vorm Walde und Haberzettl wieder zusammentreffen. (APA)
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