Wien - Der börsennotierte Wasseraufbereiter BWT (Best Water Technology) muss sein Ertragsziel für 2002 deutlich nach unten revidieren. Trotzdem erwartet der Entkalkungsspezialist für heuer wie im Vorjahr ein Ergebnis von plus 15 Mill. Euro. "Ein Umsatzrückgang bei der UK-Tochter Kennicott von 21 auf 13 Mill. Euro sowie die schlechte Geschäftslage auf dem deutschen Markt waren Mitgründe für die unerwartete Entwicklung", erklärte der ansonsten erfolgsgewohnte BWT-Chef Andreas Weissenbacher am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. "Die Zahlen für heuer werden deutlich schwarz sein, die Prognosen sind alles andere als schwarz. Für heuer erwarten wir einen um 2,5 Prozent höheren Umsatz von 430 Mill. Euro, anstatt der geplanten 444 Mill. Euro", spricht Weissenbacher eine der "fröhlichsten Gewinnwarnungen" des Jahres aus. Die Dividende werde trotzdem voraussichtlich um 10 Prozent auf 24 Cents je Aktie steigen. Seit Jahresbeginn mehr als die Hälfte an Wert verloren Bereits vorweg genommen hat indes der Kursverlauf der Aktie die unter den Erwartungen gebliebene Geschäftsentwicklung des Wasseraufbereiters. Seit Jahresbeginn stürzte das Papier um 55,3 Prozent auf 10,95 Euro (Schlusskurs Donnerstag) ab. Am Freitagvormittag verlor die BWT-Aktie nach der Gewinnwarnung weitere 11,2 Prozent auf 9,72 Euro. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2002 stiegen die BWT-Umsätze um 8 Prozent auf 217,6 Mill. Euro. Die Erträge im Geschäftsbereich "Aqua Ecolife Technologies" (AET) legten um 9,8 Prozent auf 127,2 Mill. Euro zu. Im zweitwichtigsten Geschäftsfeld "Aqua Systems Technologie" (AST) erhöhten sich die Umsätze um 5,8 Prozent auf 89,9 Mill. Euro. Lediglich im noch in Entwicklung befindlichen Sektor Brennstoffzellen-Technologie fielen die Umsätze um 28,6 Prozent auf 0,7 Mill. Euro. Trübe Zeiten für die Wasseraufbereitung Der gesamte Sektor Wasseraufbereitung leide derzeit unter Umsatzeinbußen, meint Weissenbacher. Der starke US-Konkurrent Ionics verzeichne Umsatzrückgänge von 32 Prozent auf 159,7 Mill. Dollar im Jahr. Bei Osmonics stagnierten die Erlöse bei 105 Mill. Dollar. Per 30. Juni 2002 erhöhte sich hingegen bei BWT der Auftragsstand um satte 30 Prozent auf 153,8 Mill. Euro. Der Cash-Flow bei BWT legte im ersten Halbjahr von 15 auf 16,6 Mill. Euro zu. BWT für Erste Bank nur noch "halten" Wenig Grund zum Lachen empfinden Börsianer nach der laut BWT-Vorstandschef Andreas Weissenbacher "fröhlichen Gewinnwarnung" seines Unternehmens am Freitag: Die Erste Bank stutzte die Empfehlung für die Aktien von "outperform" auf "neutral" zurecht, die Gewinnschätzungen seines Hauses wurden ebenfalls reduziert. In der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) rechnet man künftig mit einem "deutlich geschrumpften Wachstum". Die Empfehlung des Hauses lautete bereits zuvor "halten". Überrascht vom Ausmaß der Gewinnwarnung zeigte sich Erste-Analyst Ralf Burchert, der vorangegangene Kursverfall sei somit "nicht ganz ungerechtfertigt". Angesichts der geringeren Risikotoleranz am Markt lasse sich die Empfehlung "outperform" nun nicht mehr rechtfertigen. Auch bei einem Vergleich des Kurs/Buchwert-Verhältnisses mit Wettbewerbern drängt sich die Aktie laut Burchert selbst auf dem ermäßigten Kursniveau nicht auf. An der Wiener Börse stürzten BWT nach der Gewinnwarnung bis Freitagnachmittag um 10,5 Prozent auf 9,80 Euro ab. Burchert nimmt dennoch nicht an, dass "der Kurs weit unter 10 Euro fallen wird." Seine Ertragserwartungen für den Wasseraufbereiter schraubte Burchert jedoch deutlich zurück: Fürs laufende Geschäftsjahr werden nun 0,84 Euro (zuvor 1,08 Euro) Gewinn je BWT-Aktie erwartet, der 2003 auf 1,17 Euro (1,27 Euro) ansteigen soll. Auch die BA-CA-Analysten rechnen in den kommenden Jahren mit geringeren Wachstumsraten. Die Aktie habe zuvor hauptsächlich vom "Brennstoffzellen-Hype" profitiert, obwohl das vom Unternehmen nie geschürt worden sei. Dabei handele es sich aber um "extreme Zukunftsmusik". Die Geschäftssparte sei zur Zeit mehr ein "Forschungsprojekt", von dem vorerst keine wesentlichen Ergebnisbeiträge zu erwarten seien, so die BA-CA. Kritik übt Burchert am Zeitpunkt der Gewinnwarnung: "Es war bereits im August absehbar, dass sich das Verfehlen der Jahresziele abzeichnet." Die Warnung sei somit "ein bisschen spät" erfolgt. (APA)