Stockholm/Berlin - Es gibt in der literarischen Welt wohl kaum jemanden, der dem Ungarn Imre Kertesz nicht den Literaturnobelpreis gönnt. Auch der Programmleiter und Kertesz-Lektor des Frankfurter Suhrkamp Verlags, Rainer Weiss freut sich über den "Glückstreffer": "Ich habe nicht daran geglaubt", sagte Weiss auf der Frankfurter Buchmesse. "Aber Kertesz ist ein wunderbarer Mann, ich freue mich sehr für ihn." Als "großartiges Signal für die ungarische Literatur" hat der Verleger und frühere deutsche Kulturstaatsminister Michael Naumann die Zuerkennung des Preises an Imre Kertesz bezeichnet. Damit werde zugleich einer der "sensibelsten und klügsten Übersetzer" geehrt. Kertész habe sich etwa um die Übertragung deutscher Philosophen ins Ungarische verdient gemacht. Literarisch zeichne ihn ein "melancholischer Grundton" aus, doch Kertesz entdecke in seiner Beschreibung des Holocaust auch Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung auch in deren absoluter Abwesenheit. "Wir freuen uns unendlich. Ich brauchte ein paar Minuten, um es zu realisieren", sagte der Verleger Alexander Fest auf der Frankfurter Buchmesse. Kertész war vor rund eineinhalb Jahren von Rowohlt Berlin zu Suhrkamp gewechselt. "Wir haben uns sehr darüber geärgert, dass wir diesen Autor verloren haben, jetzt überwiegt aber die Freude", sagte Fest. Die Werke des Schriftstellers seien von "provozierender Vitalität", Kertesz habe "eine eigene Sprache für den Holocaust entwickelt." (APA/dpa)